Öffnungszeiten/
Kontakt:
Der Schutzbau mit Informationstafeln am Südhang des Saazkogels kann ganzjährig besichtigt werden.
Anfahrt:
Von Graz über die A2 (Südautobahn) in Richtung Wien bis zur Ausfahrt Gleisdorf-Süd, dann auf der B 68 dem Raabtal in südöstlicher Richtung folgend bis Gniebing (kurz vor Feldbach). Von dort Richtung Süden ca. 1 km bis zum neuen Kreisverkehr, wo man in Richtung Paldau abzweigt. Nach ca. 1 km steht rechterhand die Hinweistafel ‚Römerausgrabungen’, die auf den gut sichtbar am Südhang unterhalb der Saazkogel-Kirche gelegenen großen überdachten Schutzbau hinweist.
GPS-Koordinaten:
N 46.951300° –
E 15.835617°
So
finden Sie das Areal
der ehemaligen Höhensiedlung und des römischen ‚vicus’ |
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Wo westlich von Feldbach das Tal des Saazerbachs ins Raabtal mündet, erhebt sich, als leicht erhöhter Abschluss einer Hügelkette, in ca. 340 Metern Seehöhe der Saazkogel. Sein Name leitet sich wohl vom mittelhochdeutschen Wort ‚saze’ ab, was soviel wie ‚Sitz’, ‚Wohnsitz’ bedeutet. Auf seiner höchsten Stelle, etwa 50 Meter über dem Talboden, steht die weithin sichtbare St. Laurentius-Kirche. Archäologische Grabungen auf dem Plateau westlich der Kirche (1999 – 2000, durch die Universität Wien) förderten, neben Grundmauern einer Vorgängerkirche, auch Besiedlungsspuren aus der älteren Hallstattzeit (Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr.) zutage. Diese wohl nicht allzu große Siedlung bestand aus mehreren Grubenhütten mit Feuerstellen. Wie rotgebrannte Lehmbewürfe zeigen, die von Ständerbauten mit Flechtwerkwänden stammen, endete sie wahrscheinlich in einer Brandkatastrophe. Neben diesen hallstattzeitlichen Siedlungsspuren fanden sich bei der Kirche am Plateau des Saazkogels aber auch römische Fundamentreste aus Basalttuffgestein, die wohl in Zusammenhang mit der ausgedehnten römischen Siedlung (vicus) am südlichen Fuß des Saazkogels stehen.
Nähere Hinweise auf die Existenz einer solchen römerzeitlichen Siedlung hatten bereits Lesefunde römischer Keramik erbracht. In den Jahren 2002 – 2005 durchgeführte archäologische Grabungen (in Ergänzung mit geophysikalischen Prospektionen 2001 bzw. 2004) ergaben, dass sich diese terrassenartig hangaufwärts erstreckende römerzeitliche Siedlung über eine Fläche von knapp neun Hektar ausdehnte. Damit gilt sie, neben den vici von Gleisdorf und Kalsdorf, als eine der größten bislang bekannten römischen Siedlungen der Oststeiermark. Hangaufwärts wurden Reste von kleineren Holzhäusern mit Ziegeldächern (wohl Wirtschaftsgebäuden) freigelegt, auf den Terrassen darunter steinerne Gebäudefundamente sowie ein sich im unteren Hangbereich, etwa 20 Meter vor dem Übergang in den Talboden, entlangziehender Straßenabschnitt. Diese parallel zum Hang angelegte Schotterstraße (mit hangseitig vorgelagertem Straßengraben) war ca. vier Meter breit und durchzog die gesamte Siedlung annähernd in ihrer Mitte. Die unterschiedlich großen Gebäude gruppierten sich nördlich und südlich dieser Straße auf künstlich angelegten Terrassen, sodass sich einst ein recht beachtlicher Gesamteindruck der Siedlung, mit stufenartig den Hang ansteigenden Gebäudekomplexen, ergeben haben muss.
In ihrem Verlauf westlich der Siedlung war diese Straße zudem noch von Grabbauten unterschiedlicher Größe flankiert. Der zentrale Grabbau eines großen ummauerten Grabbezirkes verfügte über ein massives Bruchsteinfundament, auf dem sich (nach Ausweis einiger Marmorspolien aus einem spätantiken Brunnenschacht) eine monumentale, wohl mehrstöckige und reichverzierte Grabädikula erhob.
Den Funden und Befunden nach entstand der römische vicus am Südhang des Saazkogels in der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. zuerst in Holzbauweise, ehe dann ein Ausbau in Stein- bzw. Fachwerkarchitektur erfolgte. Nach einer Zeit wirtschaftlicher Prosperität in den mittleren Jahrzehnten des 2. Jahrhunderts n. Chr. setzte eine deutlich nachweisbare Unterbrechung in der Belegung der Wohn- und Werkgebäude ein. Gegen Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. kam es dann zu einer neuerlichen Aufnahme der Siedlungstätigkeit, verbunden mit einer letzten wirtschaftlichen Blüte. Ab den mittleren Jahrzehnten des 3. Jahrhunderts n. Chr. ist dann aber auch schon mit einer fortschreitenden Aufgabe des Siedlungsplatzes zu rechnen, wobei über die Lokalisierung jüngerer Strukturen bislang aber kaum etwas bekannt ist. Auch die Grabungen am Gipfelplateau (mit den Resten eines römerzeitlichen Gebäudes – sakraler oder profaner Funktion? – unter der heutigen Laurentiuskirche) erbrachten keinen Hinweis auf eine spätantike Nutzung (eventuell in Form einer Rückzugssiedlung) auf dem Gipfel des Saazkogels.
Insgesamt deutet das reiche und für eine provinzialrömische Siedlung dieser Art typische Fundmaterial (Gebrauchskeramik sowie Terra Sigillata, Münzen, Glas, Fibeln, Bronze- und Bleifunde, Schlackenreste, etc.) nicht nur auf einen beträchtlichen Wohlstand der Bevölkerung und auf eine rege Handelstätigkeit, sondern auch auf die Existenz metallverarbeitender Betriebe im Bereich des vicus vom Saazkogel hin. In einem Raum des Feldbacher Tabor-Museums (vgl. hier Nr. 10) werden die Ergebnisse der Saazkogel-Grabungen anhand von Texten und Photos präsentiert; die Grabungsfunde sind dort in Vitrinen ausgestellt. Aber auch an Ort und Stelle des ehemaligen vicus wurde im Jahre 2005 ein großer, mit Informationstafeln ausgestatteter Schutzbau errichtet. Er bewahrt nun einen Teil der ergrabenen Steinfundamente sowie im Inneren dieses Gebäudes aufgedeckte Strukturen – wie Feuerstellen, ‚Kühlgruben’ (in Form von in den Boden eingelassenen Vorratsgefäßen), Reste einer Schlauchheizung und einen (auch heute noch Wasser führenden!) Brunnenschacht – vor den Unbilden der Witterung.
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