Öffnungszeiten/
Kontakt:
Vom 1. April-Freitag nach Ostern bis 26. Oktober,
Mi – So 11 – 18 Uhr und nach Vereinbarung.
+43 (0) 664 6412327
office@tabor-feldbach.at
www.tabor-feldbach.at
Anfahrt:
Von Graz über die A2 (Südautobahn) in Richtung Wien bis zur Ausfahrt Gleisdorf-Süd, dann auf der B 68 dem Raabtal in südöstlicher Richtung folgend bis Feldbach. Das Tabor-Museum befindet sich am Tabor-Platz Nr. 1, bei der Pfarrkirche St. Leonhard.
GPS-Koordinaten:
N 46.955250° –
E 15.887800°
So
finden Sie
das Museum |
|
Der Feldbacher Tabor ist eine in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts um die Pfarrkirche St. Leonhard herum errichtete und in der Folge mehrmals ausgebaute Fluchtburg, in die sich die Bevölkerung bei drohender Gefahr samt ihren Habseligkeiten und dem Vieh zurückziehen konnte. Die im Viereck um die Kirche erbaute Wehranlage, die sich in weiten Teilen recht gut erhalten hat, besteht aus einer Reihe kleiner, eng aneinander gereihter Häuschen mit gewölbten Vorratskellern und Ställen sowie darüber liegenden Wohn- und Speicherräumen bzw. Wehrgängen. In diesem ‚Labyrinth’ hat sich das ‚Heimat. Museum im Tabor’ eingerichtet, das sich seinerseits wiederum aus einem Dutzend, oft nur aus einem einzigen Raum bestehender Kleinst-Museen zusammensetzt: Vom ersten steirischen Fischerei-Museum, über eine volkskundliche Sammlung, einem Museum über die Freiwillige Feuerwehr und einem über die Firmengeschichte der Maschinenfabrik Krobath bis hin zum ersten österreichischen Schneiderei-Museum reicht der Bogen der treppauf, treppab zu erwandernden und sich in bunter Unregelmäßigkeit an- bzw. übereinander reihenden Ausstellungsräume.
Von besonderem Interesse ist die Abteilung für Archäologie, die hauptsächlich aus dem südoststeirischen Raum stammende Exponate von der Vor- und Frühgeschichte bis in die Spätantike umfasst:
In dem der Jungsteinzeit (Neolithikum, 2. Hälfte des 6. Jahrtausends – 2.500 v. Chr.) gewidmeten Obergeschoß werden Themen wie ‚Siedlungs- und Wohnformen‘, ‚Textilverarbeitung‘, ‚Kochen und Essen‘ oder auch ‚Frühformen der Landwirtschaft‘ behandelt, und zwar anhand von Schautafeln und mit entsprechenden Funden bestückten Vitrinen. Gezeigt werden u. a. die Teil-Rekonstruktion eines neolithischen Hauses (in Form eines Pfostenbaus mit Wänden aus mit Lehm abgedichtetem Flechtwerk, Strohdach und Stampflehmboden), das Modell eines Webstuhls sowie Funde von Webstuhlgewichten und Spinnwirteln, hauptsächlich aus Tieschen. Ferner eine Reibplatte mit Reibstein zum ‚Mahlen’ des Getreides, Steinbeile und andere Steingeräte u. a. aus Feldbach, Fehring, Klöch, Riegersburg und Brunnsee, eine Vitrine mit Keramikgefäßfragmenten vom Wildoner Schloßberg aus der frühen bis späten Kupferzeit (ca. 4.300 – 2.500 v. Chr.), etc.
Im Untergeschoß trifft der Besucher zunächst auf ein Modell des Saazkogels bei Paldau, einem der bedeutendsten Fundplätze in der Umgebung von Feldbach. Am Saazkogel geborgene und hier präsentierte kupferzeitliche Funde (aus der Epoche der sog. Lasinja-Kultur, um 4.000 v. Chr.) sind u. a. Feuersteinklingen, eine Hornstein-Pfeilspitze, Lochäxte aus Amphibolit oder auch Fragmente verzierter Gefäßkeramik. Die ausgestellten hallstattzeitlichen Fundstücke stammen vom Gipfelplateau des Saazkogels (aus der bei der Laurentiuskirche aufgedeckten Siedlung) und aus einem der beiden westlich davon gelegenen Hügelgräberfelder (vgl. hier Nr. 07). Schmuck, Glas, Münzen, Bronzeappliken, Luxusgeschirr (wie Terra Sigillata) oder auch Gegenstände des täglichen Gebrauchs (wie z. B. Dachziegel, Vorratsgefäße, Webstuhlgewichte, eine Hand-Getreidemühle und Metallwerkzeuge) dokumentieren das Leben der großteils wohl aus Händlern und Handwerkern bestehenden Bevölkerung im römerzeitlichen vicus am Südhang des Saazkogels (vgl. hier Nr. 08). Eine eigene Vitrine versammelt die reichen Beigaben aus Grab 41 (mit insgesamt sieben Bestattungen) aus dem zum vicus gehörenden großen Hügelgräberfeld am Nordhang des Saazkogels, während zwei Marmorfragmente (und mehrere Bleigussstränge zum Fixieren der Eisenklammern in den Steinblöcken) von römischen Grabbauten im Gräberfeld West stammen.
Unter den in einer Vitrine ausgestellten Funden aus einem römischen Hügelgrab in Leitersdorf bei Feldbach befinden sich auch zahlreiche Glasperlen (grün, blau und mit Goldfolieneinlage). Da Perlenketten eher Frauengräbern zuzuordnen sind, verwundert es doch ein wenig, dass, der anthropologischen Untersuchung des Leichenbrandes nach, der hier Bestattete ein (ca. 40 Jahre alter) Mann war. Über bzw. neben der Vitrine sind römerzeitliche Sarkophage bzw. Sarkophagfragmente aus Kalksandstein und Basalttuff (letzterer in Form eines Kindersarkophags), gefunden in Bad Gleichenberg, Stang und Pertlstein, zu sehen. Nicht zuletzt ist es aber auch das reiche Grabinventar der im Gniebinger Hofwald (vergleiche hier Nr. 09) geborgenen und hier in Rekonstruktion der Fundlage aufgestellten Zentralbestattung des hallstattzeitlichen Hügelgrabes (Hügel ‚M’), das einen Besuch der archäologischen Abteilung des Feldbacher Tabormuseums besonders lohnenswert macht: Neben seiner reichen Keramikausstattung mit insgesamt nicht weniger als sechs Kegelhalsgefäßen, je zwei Tassen, Schalen und Schüsseln, sowie einer weiteren Schale auf vier menschlichen Füßchen enthielt die Zentralbestattung auch zwei Eisenarmreife und Fragmente von Golddrahtohrringen. Der anthropologischen Untersuchung des Leichenbrandes nach waren in der zentralen Grabgrube zumindest vier Menschen, darunter eine Frau und ein Kind, bestattet.
|