Öffnungszeiten/
Kontakt: Das Hügelgräberfeld Kapfenstein-Kölldorf kann ganzjährig besichtigt werden.
Anfahrt:
Von Graz auf der A2 (Südautobahn) bis zur Ausfahrt Gleisdorf-Süd und weiter dem Raabtal folgend bis Feldbach (auf der B 68) bzw. Fehring (auf der B 57). Von dort nach Süden auf der L 204 (Radkersburgerstraße) bis Kapfenstein und weiter, über das (südliche) Ortsende hinaus, nach ca. 700 m nach links (auf die L 232, Neustifterstraße) in Richtung Neuhaus am Klausenbach (bzw. Kalch und Neustift) abbiegen. Nach weiteren ca. 800 m, noch vor Überqueren des Lahmbachs, liegt links bei einem Feldweg im Wald das Gräberfeld.
GPS-Koordinaten:
N 46.872129° –
E 15.97963°
So
finden Sie
das Hügelgräberfeld |
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Das östlich von Bad Gleichenberg, im Grabenland des oststeirischen Hügellandes auf einem südlichen Ausläufer des Kapfensteiner Kogels gelegene Gräberfeld von Kapfenstein-Kölldorf ist bereits seit dem späten 19. Jahrhundert bekannt. Da es durch Raubgrabungen gefährdet war, entschloss man sich bereits in den 50er-, 60er- und 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts zu zahlreichen Grabungskampagnen (der Universität Wien), die den Nachweis erbrachten, dass es sich hier um eines der größten norisch-pannonischen, also römerzeitlichen Hügelgräberfelder Österreichs handelt. (Die ursprünglich genannte Zahl von 127 Grabhügeln wurde letztendlich auf – freilich immer noch beachtliche – 79 Tumuli korrigiert.)
Neben den römerzeitlichen Grabhügeln, von denen mehr als zwei Drittel ergraben werden konnten – womit das Gräberfeld gewiss zu den besterforschten seiner Art zählt – wurden auch einige spätneolithische und hallstattzeitliche Siedlungs- und Grabfunde geborgen. Siedlungsfunde der Römerzeit, die zu diesem ausgedehnten Gräberfeld gehören könnten, wurden bisher jedoch noch nicht entdeckt. Das Gräberfeld, das sich auf einer Länge von ca. 300 Metern und einer Breite von ca. 110 Metern auf einem durch zahlreiche Gräben durchfurchten Südhang erstreckt, reicht vom Hangfuß bis etwa zur halben Hanghöhe. Alle wesentlichen Formen von Grabbauten in norisch-pannonischen Hügelgräbern ließen sich hier nachweisen: Von einfachen Brandflächen- und Brandgrubengräbern, also Grabhügeln ohne Steineinbauten, über Brandgrubengräber mit Steinabdeckungen und Steinumstellungen (Steinkränzen, etc.) bis hin zu Steinkistengräbern und Gräbern mit aufwendig gemauerten rechteckigen Grabkammern samt Dromos (Zugangskorridor). In einem Fall wurde eine runde Grabkammer angetroffen, in einem anderen Hügel gelang der Nachweis von Holzeinbauten (vermutlich einer Verschalung).
Auffallend ist, dass die Mehrzahl der Hügelgräber in Kapfenstein Steineinbauten besaß (37 von 52 untersuchten Tumuli), was bei weitem nicht immer für norisch-pannonische Hügelgräberfelder gilt. Die am öftesten vorkommenden Steineinbauten sind Steinkistengräber (in acht Hügeln) und Mauerkammern mit einem Dromos (in 14 Grabhügeln, also etwa einem Viertel aller bislang freigelegten Tumuli), wobei sich diese Einbauten – wie zu erwarten – zumeist in den größeren Grabhügeln befanden. Die gemauerten Grabkammern besitzen in der Regel rechteckige Form, aufgeführt sind sie aus gemörtelten Bruchsteinen, die Abdeckung erfolgt durch ein Tonnengewölbe. In zwei der Hügel (Nr. 53 und 54) weist der Innenverputz der Grabkammer sogar noch Reste einer rötlichen Bemalung auf. Als Bestattungsform ist die Brandbestattung vorherrschend, wobei der Leichenbrand meist ohne weiteren Schutz beigesetzt wurde, selten auch in Urnen bzw. Glas-Ossuarien (Knochenbehältnissen). Als Ausnahme zu werten sind zwei in norisch-pannonischen Hügelgräbern sonst nicht bekannte Körperbestattungen, und zwar aus Hügel Nr. 20, wo zwei verstorbene Kinder unverbrannt in Hockerlage innerhalb der Steinkiste beigesetzt wurden.
Neben den Grabeinbauten und Bestattungen ist die Art der Trachtbestandteile und Grabbeigaben (Fibeln, Fingerringe, Perlen, Gefäße, Münzen, Nägel, Speisereste) von besonderem Interesse. Den relativ einfachen Trachtbestandteilen, vor allem den Fibeln nach, kann der zeitliche Rahmen des Gräberfeldes einigermaßen genau eingegrenzt werden: Die ältesten Fibeln stammen noch aus dem 2. Viertel des 1. Jahrhunderts n. Chr., während die jüngsten bis ins 3. nachchristliche Jahrhundert reichen. Den Großteil der Beigaben bilden Keramikgefäße, die unterschiedlich häufig in den Grabhügeln auftreten, wobei hier weniger die Menge als die Qualität der Beigaben (Terra sigillata und Glasgefäße sind eher selten) Rückschlüsse auf die wirtschaftlichen Verhältnisse der Bestatteten erlauben.
Insgesamt 13 Münzen, die beinahe alle ins 2. Jahrhundert n. Chr. datieren (geprägt unter den Kaisern Traian bis Marc Aurel), zeugen von der Sitte, den Verstorbenen das ‚Charonsgeld‘ für die Reise ins Jenseits mitzugeben. In etwa einem Drittel aller untersuchten Tumuli fanden sich zudem Reste von Speisebeigaben von Haustieren, in erster Linie von Huhn und Schwein, seltener von Rind, Ziege und Schaf. Insgesamt kann man von einer durchschnittlichen Anzahl von etwa drei Bestattungen pro Grabhügel ausgehen. Den anthropologischen Bestimmungen nach wurden in zwei Fünfteln der Grabhügel Familien bzw. Ehepaare, in weiteren zwei Fünfteln Einzelpersonen und im restlichen Fünftel ein Erwachsener mit einem Kind (oder mehreren Kindern) bestattet. Das Durchschnittsalter der Verstorbenen liegt bei etwa 27,5 Jahren, wobei auch eine sehr hohe Kindersterblichkeit (von etwa 25%) vorliegt. Die Sterblichkeitsrate der Frauen nimmt bei einem Alter von 20 – 30 Jahren deutlich zu (zurückzuführen wahrscheinlich auf das häufig auftretende Kindbettfieber), während die Sterblichkeitskurve der 20 – 35jährigen Männer nicht ansteigt, was wiederum auf fehlende Kriegs- bzw. Kampfhandlungen, also auf relativ ruhige und friedliche Zeiten schließen lässt ...
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