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Kontakt:
Das Areal der ehemaligen urgeschichtlichen Höhensiedlung auf dem Königsberg bei Tieschen kann ganzjährig besichtigt werden.
Anfahrt:
Auf der A9 von Graz in Richtung Slowenien bis zur Ausfahrt Vogau/Straß. Weiter auf der L 208 (bzw. ab Gosdorf auf der B 69) ostwärts Richtung Bad Radkersburg bis kurz vor Halbenrain und dann nordwärts auf der B 66 in Richtung Bad Gleichenberg. Nach ca. 2,5 km Abzweigung nach rechts (Richtung Osten) auf die L 259 bzw. nach weiteren ca. 2 km (beim Kreisverkehr) nach Norden, auf die L 235 (Steintalstraße), auf der man zunächst Tieschen, dann Pichla bei Radkersburg erreicht. Dort am östlichen Ortsende rechts, Richtung Deutsch Haseldorf, abbiegen (auf die L 257, Pichlastraße) und gleich noch einmal nach rechts der Hinweistafel ‚Prähistorische Siedlung’ (bzw. ‚Königbergsdenkmal’) folgen. Durch ein Bauerngehöft hindurch geht es nun bergan, vorbei an Weingärten und Obstplantagen, bis zu einem mäßig ansteigenden Waldweg, dem sog. Denkmalweg, der in weitem Bogen zuerst zum ‚Stadttörl‘, dann zum Gipfelplateau führt. (Entfernung von der Abzweigung an der L 257 bis zum Waldrand ca. 0,5 km; von dort bis zum ‚Stadttörl‘ ca. 1,5 km, bzw. weitere ca. 0,5 km bis zur ‚Akropolis‘.)
GPS-Koordinaten:
N 46.782806° –
E 15.959851° (‚Stadttörl’)
bzw.
N 46.785487° –
E 15.957824° (‚Akropolis’)
So
finden Sie das Areal der ehemaligen Höhensiedlung |
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Auf dem in zwei Kuppen abgeflachten Gipfel des Königsbergs bei Tieschen, der sich als höchste Erhebung des vulkanischen Berglandes von Klöch 462 Meter hoch erhebt, befindet sich eine der bedeutendsten urgeschichtlichen Wallanlagen der Steiermark, die seit 1997 auch unter Denkmalschutz steht. (Von der späturnenfelderzeitlichen Höhensiedlung selbst ist – abgesehen von einigen im Gelände auszumachenden stark verschliffenen Siedlungsterrassen – obertägig heute freilich nichts mehr zu sehen.)
Unter Ausnutzung der meist recht steilen Hänge des ehemaligen Kraterrandes umschließt der Befestigungsring eine Fläche von über 18 Hektar. Teilweise ist dieser beeindruckend hoch erhaltenen und aufwendig gestalteten Wallanlage (in Form einer Stein-Holz-Erde-Konstruktion mit vorgeblendeter Trockenmauer) auch noch ein mehrere Meter breiter Graben vorgelagert (an der gefährdeteren Ost- und Südostseite, während im Westen, Norden und Nordosten das Gipfelplateau ohnehin relativ steil abfällt). Bei dem Einschnitt im Südosten, der den bezeichnenden Namen ‚Stadttörl‘ trägt, handelt es sich wohl um die ehemalige Haupttoranlage (mit Vorwall). Weitere Torzugänge befanden sich wahrscheinlich in der Südwestecke und bei einem Gerinne im Nordosten der Wallanlage (am sog. Büchsensteinweg).
Die höchste Kuppe des Berges im Nordwesten, das sog. Kernwerk (auch ‚Oberburg‘ oder ‚Akropolis’ genannt), war zusätzlich noch durch einen eigenen Wall befestigt. Bei zahlreichen, meist kleinflächigeren Grabungen (die seit dem 19. Jahrhundert bezeugt sind und zwischen 1928 und 1943 bzw. von 1956 bis 1976, mit Unterbrechungen, durch das Landesmuseum Joanneum erfolgten) wurden auf der vom Wall umschlossenen Fläche Reste von Ständerbauten, Steinpflasterungen und Gruben entdeckt. Überaus reiches dabei zu Tage gefördertes Fundmaterial datiert die Hauptbesiedlungsphase des Königsbergs in die späte Urnenfelder- und frühe Hallstattzeit, mit einem Schwerpunkt in den Jahrzehnten vor 800 v. Chr. Terrassierungen und einzelne Funde außerhalb des Walls zeigen, dass sich die Siedlung auch noch weit über die Befestigungsanlage hinaus erstreckte. Damit aber gilt sie als die mit Abstand größte bislang bekannte späturnenfelderzeitliche Höhensiedlung der Steiermark. Nach ihrer (gewaltsamen?) Zerstörung durch eine große Brandkatastrophe Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr. scheint die Siedlung verlassen und nicht wieder aufgebaut worden zu sein.
Erst seit dem beginnenden 3. Jahrhundert v. Chr. bestand auf dem Königsberg erneut eine latènezeitliche (also keltische) Siedlung. Neuerer Forschung zufolge, soll auch die imposante Wallanlage auf dem Königsberg erst zu Beginn des 2. Jahrhunderts v. Chr. – und nicht, wie bislang angenommen, bereits in der späten Urnenfelderzeit – entstanden sein. Dann hat sie allerdings nicht allzu lang bestanden, denn bereits ab der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. bricht die Besiedlung auf dem Königsberg auch schon wieder ab, ehe sich in der römischen Kaiserzeit der Siedlungsschwerpunkt in die (bequemer zu erreichende) Ebene verlagerte.
Im letzten Kriegsjahr des Zweiten Weltkriegs heftig umkämpft, sollte der Tieschener Königsberg schließlich auch noch zur Grabstätte zahlreicher gefallener Soldaten werden (Bergung und Umbettung ihrer sterblichen Überreste erst Mitte der 1970er-Jahre sowie Errichtung eines Mahnmales für die Gefallenen von 1945, nur wenige Schritte vom ‚Stadttörl’ entfernt.) Einige der urgeschichtlichen Funde vom Königsberg, die zum Teil im Museum in Bad Radkersburg (vgl. hier Nr. 47) ausgestellt sind, zum Großteil aber im Universalmuseum Joanneum in Graz verwahrt werden, sind nun auch in der ‚Archäologischen Vitrine‘ beim ‚JUFA Tieschen’ (vgl. hier Nr. 33) zu besichtigen.
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