Steirisches Vulkanland - Archäologie

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  04. Hügelgräberfeld ‚Groß Hard’ im Hardwald bei Ottendorf an der Rittschein
(Orts- und Katastralgemeinde Ottendorf an der Rittschein)
     

Öffnungszeiten/
Kontakt:
Das Hügelgräberfeld ‚Groß Hard‘ im Hardwald kann ganzjährig besichtigt werden.

Anfahrt:
Von Graz über die A2 (Südautobahn) in Richtung Wien bis Ilz (Ausfahrt Ilz-Fürstenfeld). Von dort zuerst ca. 5 km auf der B 66 nach Süden (Richtung Riegersburg) und dann nach Westen auf der Landesstraße (Richtung Markt Hartmannsdorf) bis Ottendorf. Vom westlichen Ortsende weiter dem Rittscheintal nach Westen folgend, biegt man kurz vor Oed, bei einem Postbus-Wartehäuschen und dem Wegweiser ‚Tiefenberg’ nach rechts ab. Der schmalen Straße bergan – und dem Hinweisschild ‚Buschenschank Radl’ folgend – erreicht man nach ca. einem halben Kilometer, bei Haus Nr. 46, einen im spitzen Winkel nach rechts, Richtung Osten in den Wald führenden Weg, dem man ca. 300 m bis zu einer Weggabelung folgt. Von dort nach rechts sind es noch weitere ca. 100 m bis zu dem ausgedehnten Hügelgräberfeld.


GPS-Koordinaten:
N 47.05386° –
E 15.88128°

So finden Sie
das Hügelgräberfeld

Das etwa eineinhalb Kilometer nordwestlich des Ortes Ottendorf an der Rittschein, im Hardwald östlich der Straße nach Tiefenberg gelegene Hügelgräberfeld ‚Groß Hard’ zählt mit seinen noch ca. 50 Hügeln zu den größten Hügelgräberfeldern der Steiermark. Seit 2002 steht es auch unter Denkmalschutz.
 
Die Hügel liegen im westlichen Teil eines flachen, nach Süden abfallenden Rückens, wobei sie im mittleren Abschnitt dicht neben einander gelegen und durchwegs deutlich ausgeprägt sind. Die größten Tumuli erreichen noch Höhen von beinahe zwei Metern, bei Durchmessern von über zwölf Metern. Das Gräberfeld erstreckt sich auf einer Länge von etwa 300 Metern (bei einer Breite von ca. 50 – 70 Metern), wobei sich eine kleine Gruppe von fünf weiteren Hügeln (von denen aber nur einer gesichert als Grabhügel gelten kann) etwa 150 Meter weiter nördlich der Hauptgruppe befindet.
 
Beinahe alle größeren Hügel weisen Spuren älterer und einige z. T. leider auch wieder neuerer (Raub-)Grabungstätigkeit in Form zentraler Trichter oder Gräben auf. Offizielle Grabungen des Landesmuseums Joanneum erfolgten Ende der 40er- und Anfang der 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts. Den Funden bzw. der Fundbeschreibung nach kann zumindest ein Hügelgrab in die Hallstattzeit datiert werden, während die Mehrzahl der Tumuli der römischen Kaiserzeit zuzuordnen ist. Wir haben hier also ein ‚norisch-pannonisches Hügelgräberfeld‘ vor uns. Die Bezeichnung ‚norisch-pannonisch‘ ergibt sich daraus, da die Bestattungssitte unter Grabhügeln, die für die Hallstattzeit (800/750 – 450 v. Chr.) charakteristisch war und nun, nach über einem halben Jahrhundert, erneut auftrat, hauptsächlich in den beiden benachbarten römischen Provinzen Noricum und Pannonien Verbreitung fand. Vielleicht kann dieses Phänomen des erneuten Aufkommens der Hügelgräbersitte zu Beginn der römischen Epoche auch als eine Art ‚Rückbesinnung‘ auf alte Traditionen gewertet werden, so als wolle man nun, in Zeiten großer Umbrüche, die den Verlust der politischen Unabhängigkeit mit sich brachten, zumindest die eigenständigen Überlieferungen besonders hervorkehren und betonen. Handelt es sich hier also um eine bewusste, ‚identitätsstiftende‘ Reaktion der einheimischen (keltischen) Bevölkerung auf die römische Okkupation, einen demonstrativen Rückgriff auf alte (hallstattzeitliche) Traditionen? Dafür spräche auch, dass, so wie hier im Ottendorfer Hardwald, in römerzeitlichen Hügelgräberfeldern bisweilen vereinzelt auch hallstattzeitliche Grabhügel nachgewiesen werden konnten (beispielsweise im Hügelgräberfeld Berndorf-Urlas in Kirchberg an der Raab, vgl. hier Nr. 06, wo hallstatt- und römerzeitliche Tumuli nicht nur unmittelbar neben-, sondern sogar übereinander liegen.) Dass die nach über 500 Jahren neu belebte Bestattungsform so lange Zeit in der provinzialrömischen Zeit fortlebte, ja hier überhaupt erst ihren Höhepunkt erfuhr, muss kein Widerspruch sein. Wie das Festhalten an keltischen Namen (und der einheimischen Frauentracht bei bildlichen Darstellungen) auf Grabsteinen (vgl. hier Nr. 02, 27 oder auch 38), kann es vielleicht als weiterer Hinweis auf das erstaunlich lange und äußerst beharrliche Weiterbestehen (wenn schon nicht eigener, so doch lange Zeit zurückliegender) lokaler Traditionen in der ‚romanisierten‘ keltischen Bevölkerung angesehen werden.


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