Steirisches Vulkanland - Archäologie

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  02. Römische Grabstele (und frühgotische Fresken) in der Pfarrkirche St. Donatus in Altenmarkt bei Fürstenfeld
(Stadtgemeinde Fürstenfeld,
Katastralgemeinde Altenmarkt bei Fürstenfeld)
     

Öffnungszeiten/
Kontakt:
Die römische Grabstele in der Pfarrkirche St. Donatus in Altenmarkt bei Fürstenfeld kann zu den üblichen Kirchenöffnungszeiten ganzjährig besichtigt werden.

Anfahrt:
Von Graz über die A2 (Südautobahn) in Richtung Wien bis zur Ausfahrt Ilz-Fürstenfeld, dann auf der B 319 weitere ca. 10 km in südöstlicher Richtung (über Großwilfersdorf) bis zur Abzweigung nach Altenmarkt bei Fürstenfeld (bei der ÖMV-Tankstelle nach links). Auf der L 439 bzw. der Alten Bundesstraße (zuerst in östlicher, dann südöstlicher Richtung) erreicht man nach ca. einem weiteren Kilometer die neben dem Gemeindeamt gelegene Pfarrkirche St. Donatus.


GPS-Koordinaten:
N 47.065256° –
E 16.048626°

So finden Sie
die Grabstele

Die Pfarrkirche St. Donatus in Altenmarkt bei Fürstenfeld wurde ursprünglich von den Johannitern um die Mitte des 13. Jahrhunderts als einfacher romanischer Saalbau errichtet und ‚Maria in der Au‘ geweiht. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts mit einem frühgotischen Chor und in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts mit einem Westturm ausgestattet, erfuhr die Kirche Ende des 17. Jahrhunderts eine Umwidmung an den Hl. Donatus. Damals unterzog man auch den Innenraum einer Barockisierung, errichtete an der Südseite eine Sakristei und fügte dem Turm ein Glockengeschoß sowie eine barocke Zwiebelhaube hinzu.
 
Durch 1985/86 im frühgotischen Chor neu aufgedeckte Wandmalereien erfuhr die im Mittelalter und der frühen Neuzeit als Marienwallfahrtsort viel besuchte Altenmarkter Kirche auch eine wesentliche Aufwertung als bedeutendes kunstgeschichtliches Denkmal: Die um 1300 zu datierenden Fresken sind in einem romanisch-gotischen Übergangsstil ausgeführt und zeigen u. a. die ‚Verkündigung an Maria‘, die ‚Geburt Christi‘, die ‚Verkündigung an die Hirten‘ und die ‚Anbetung der Heiligen Drei Könige‘. Nicht zuletzt ist es aber auch ein besonders sehenswertes römerzeitliches Denkmal, das einen Besuch der Altenmarkter Pfarrkirche lohnenswert macht: Die lange Zeit an der Südfassade der Kirche eingemauerte Grabstele des Urbanus, Sohn des Ressimarus, die nun im Kircheninneren (in der westlichen Ecke der südlichen Langhauswand) angebracht ist und folgende Inschrift (in einem von korinthischen Spiralsäulen gerahmten Schriftfeld) aufweist:

VRBANO RESSIMARI F(ILIO) AN(NORVM) LXX ET RESILLAE ADNAMATI F(ILIAE) CON(IVGI) AN(NORVM) LX ET IANTVMARO F(ILIO) AN(NORVM) XXX ET NO[IB]IAE F(ILIAE) AN(NORVM) XVIII H(ERES) F(ACIENDVM) C(VRAVIT)

Wir erfahren hier also, dass einem gewissen Urbanus, Sohn des Ressimarus, im Alter von 70 Jahren, und seiner Gattin Resilla, Tochter des Adnamatus, im Alter von 60 Jahren, und dem Sohn Iantumarus, im Alter von 30 Jahren, und der Tochter No[ib]ia, im Alter von 18 Jahren, der Erbe diesen Stein errichten ließ.
Wie schon Ekkehard Weber bei seiner Beschreibung der Stele (1969) auffiel, tragen, bis auf das Familienoberhaupt Urbanus (sein Name bedeutet „der Städtische“, „der Gebildete“), alle hier Genannten einheimische keltische Namen, es handelt sich also um Peregrine, freie Reichsuntertanen ohne römisches Bürgerrecht. Dies spiegelt auch recht gut die gesellschaftlichen Verhältnisse zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. wider (in diese Zeit ist die Entstehung der Grabstele aus stilistischen Gründen einzuordnen), als die Romanisierung der einheimischen keltischen Bevölkerung ‚voll im Gange‘ und bei weitem noch nicht abgeschlossen war.
 
Die teilweise zwar etwas abgeschliffene und beschädigte, insgesamt aber noch recht gut erhaltene Stele ist aus Gummerner, also Kärntner, Marmor gefertigt und erreicht eine Höhe von 1,46 Metern bei einer Breite von 70 Zentimetern. Nur noch ansatzweise erkennbar ist das oben abschließende Giebeldreieck, auf dem Architrav darunter sitzen einander zwei Greife (geflügelte Fabeltiere mit Raubvogelköpfen und Löwenkörpern) gegenüber, während zwischen ihnen ein nach unten abtauchender Delphin auszumachen ist (Darstellungen von Greifen auf Grabmälern hatten wohl apotropäische, also Unheil abwehrende, Bedeutung und auch der Delphin ist ein auf Grabstelen immer wieder anzutreffendes Motiv, möglicherweise in Anspielung auf die Reise der Seele übers Meer zu den Inseln der Seligen …).



 


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