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Kontakt: Di - Fr 9 - 17 Uhr, Sa 9 - 13 und So 14 - 18 Uhr (im Winter: Di - Fr 9 – 15, Sa 9 - 13 Uhr),
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www.pomurski-muzej.si
Anfahrt:
Auf der A9 (Pyhrnautobahn) von Graz in Richtung Slowenien bis zur Ausfahrt Vogau/Straß und weiter auf der L 208 (bzw. ab Gosdorf auf der B 69) ostwärts über Halbenrain bis Bad Radkersburg. Über die Staatsgrenze nach Gornja Radgona und weitere 18 km in östlicher Richtung (über Radenci) nach Murska Sobota. (Ein direkte, weniger gut ausgebaute, mit 14 km jedoch auch etwas kürzere Verbindung führt von Bad Radkersburg über den Grenzübergang Sicheldorf nach Murska Sobota.) Das Museum befindet sich im Stadtzentrum, in dem von einem Park umgebenen Schloss von Murska Sobota, Trubarjev drevored 4.
GPS-Koordinaten:
N 46.6626° –
E 16.1605°
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Das im Schloss von Murska Sobota (deutsch: Olsnitz) eingerichtete Pomurski muzej (Pomurje-Museum) ist die bedeutendste regionale Institution zum Schutz des beweglichen kulturellen Erbes der Region Prekmurje (Übermurgebiet). 1999 mit dem renommierten ‚European Museum of the Year Award‘ ausgezeichnet, umfasst es die Bereiche Archäologie, Kunstgeschichte, Geschichte und Ethnologie.
Das in einem Park inmitten der Stadt gelegene und an der Stelle einer Burg aus dem 13. Jahrhundert errichtete Schloss präsentiert sich als großer rechteckiger Renaissancebau vom Ende des 16. Jahrhunderts, der noch vor der Mitte des 18. Jahrhunderts umgebaut wurde. Vier gleich hohe Flügel umschließen einen teils von Arkaden gesäumten Innenhof, wobei an den Außenecken vier mächtige Türme mit quadratischem Grundriss hervortreten, die das Gebäude aber nicht überragen. An der Ostfassade wurde ein repräsentatives barockes Eingangsportal hinzugefügt und an der Westseite eine Barockkapelle angebaut. Die Fassaden wurden 1992 erneuert. Die im Obergeschoss des Ost- Nord- und Westflügels eingerichtete Dauerausstellung umfasst 15 Räume, in denen anhand ausgewählter Objekte, Informationstafeln und Rekonstruktionen die Geschichte und die Lebensumstände der Bevölkerung der Region Prekmurje von der prähistorischen Periode bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg anschaulich vor Augen geführt wird. Für den archäologisch interessierten Besucher lohnt sich vor allem eine nähere Betrachtung der im Ostflügel eingerichteten ersten Ausstellungsräume. Während in Raum 1 (im Gangbereich) mehr allgemein das ‚Leben entlang des Flusses (Mur)‘ thematisiert wird, ist Raum 2 der ‚Prähistorischen Periode‘ gewidmet:
Rechterhand sind mehrere Vitrinen mit Siedlungsfunden aus dem Spätneolithikum (späte Jungsteinzeit, auch Kupferzeit, slowenisch ‚Bakrena doba‘, genannt, ca. 4.300 – 2.500 v. Chr.) zu sehen, die hauptsächlich von den Fundorten Bukovnica (zu Füßen der Goričko-Hügel, nordöstlich von Murska Sobota) und Šafarsko (östlich von Ljutomer, am rechten Murufer, an der slowenisch-kroatischen Grenze) stammen. Die Exponate sind aus Ton und Stein gefertigt und umfassen zahlreiche Gefäßfragmente (z. T. wieder zu ganzen Töpfen, Bechern, Schalen, Krügen etc. rekonstruiert), Buttenhenkel, Schöpflöffel, Spinnwirtel, Webstuhlgewichte, kleine Schaber, Kratzer und Klingen, aber auch Äxte und Beile, letztere z. T. mit Lochung und meist aus Serpentinit. Die Bevölkerung lebte in kleinen Siedlungen, vor allem in fruchtbaren Niederungen mit ausreichender Wasserversorgung. Zur Feldarbeit verwendete man Spitzhacken und Hauen aus Stein, wobei die Anfertigung solcher Steinwerkzeuge, neben der Töpferei und Textilherstellung (auf Webstühlen), zu den vorrangigen handwerklichen Tätigkeiten zählte.
Aus der Bronzezeit (‚Bronasta doba‘, 2.500 – 1.200 v. Chr.) stammen die Funde der anschließenden Vitrinen (an der Fensterseite), wobei die in der Kupferzeit bewohnten Siedlungen erst Ende der Mittelbronzezeit (um 1.300 v. Chr.) neuerlich besiedelt wurden. Eine typische Siedlung aus dieser Zeit befand sich in Oloris bei Dolnji Lakoš (wenige Kilometer westlich von Lendava), aus der die hier präsentierten Funde stammen: Ein Topf mit Bandhenkel, eine Schüssel sowie mehrere größere und kleinere Gefäßfragmente aus Keramik, alle aus der Zeit um 1.300 v. Chr. Die Teil-Rekonstruktion eines Gebäudes zeigt eine aus vertikalen Holzständern errichtete, horizontal mit Zweigen verbundene und mit Lehm verstrichene Flechtwerkwand.
In der Spätbronzezeit (1.300 – 1.200 v. Chr.) und Urnenfelderzeit (1.200 – 800 v. Chr.) bestanden Siedlungen auf niedrigeren oder auch höheren Hügeln, wie z. B. in Križevci (bei Ljutomer) oder Gornja Radgona (der am rechten Murufer gelegenen slowenischen Schwesterstadt des steirischen Bad Radkersburg). Die Lebensformen änderten sich kaum, neben die bisherigen handwerklichen Tätigkeiten trat nun aber auch die Metallverarbeitung. Dies belegen die in den Vitrinen ausgestellten Siedlungsfunde, wo neben keramischen Objekten (wie Schüsseln, Schalen, reliefverzierten Töpfen und zahlreichen Gefäßfragmenten mit geometrischer Verzierung, alle aus Gornja Radgona und der Zeit um 1.000 – 700 v. Chr.) nun auch Gegenstände aus Bronze und Eisen zu bewundern sind: Mehrere Bronzenadeln und fragmentierte Metall-Gussformen aus Stein (aus Gornja Radgona und um 1.000 – 800 v. Chr. zu datieren), zwei bronzene Tüllenbeile (aus Trate bzw. Ženik) und ein Bronzedolch (aus Bogojina), alle um 1.250/1.100 v. Chr. gefertigt, ein bronzener Halsreif (aus Pertoča, um 900/800 v. Chr.), zwei stark korrodierte eiserne Lanzenspitzen (unbekannter Provenienz, um 800 – 450 v. Chr.), ein Bronzearmreif mit Knotenzier (aus Bogojina, um 500 v. Chr.), oder eine fragmentierte latènezeitliche Bronzefibel (aus Šafarsko, um 200 – 100 v. Chr.).
In Raum 3, der der ‚Römerzeit‘ (‚Rimska doba‘) gewidmet ist, trifft der Besucher linkerhand auf je drei Vitrinen zu beiden Seiten des rekonstruierten ‚Innenlebens‘ eines norisch-pannonischen Grabhügels, mit einem zur Hälfte aus der Wand in den Raum hinausragenden Steinsarkophag (samt darüber befindlicher Informationstafel). Traditionen römischen Grabkultes finden sich in Siedlungen entlang der ‚römischen Hauptstraße‘ von Poetovio (Ptuj/Pettau) nach Savaria (Szombathely/ Steinamanger), wobei sich dieser Einfluss vor allem in den Grabsteinen manifestiert. Bislang konnten im Prekmurje-Gebiet aber lediglich zwei römerzeitliche Grabstelen nachgewiesen werden: Der heute im Stiegenhaus des Schlosses von Murska Sobota eingemauerte Familiengrabstein des Vibenus aus Dolga Vas und die an der Nordseite der Pfarrkirche von Murska Sobota angebrachte Stele des Publius Aelius Viator.
Die Funde in den Vitrinen – Töpfe mit und ohne Deckel, (Falten-)Becher, Teller, Schüsseln, Schalen (darunter mehrere Dreifuss-Schalen), ein Glasbecher, eine Bronzefibel oder auch eine Bronzemünze – stammen alle aus dem 1. – 3. Jahrhundert n. Chr. und von unterschiedlichen Fundorten (wie Motvorjevci, Strehovci, Dolga Vas, Čikečka) des damals zur römischen Provinz Oberpannonien gehörenden und bereits relativ dicht besiedelten Prekmurje-Gebietes. Die damals bedeutendsten Siedlungen waren die von Dolga Vas (nördlich von Lendava) und Ivanci (östlich von Murska Sobota). Aus diesen beiden Fundorten stammen auch die zahlreichen in der Mittelvitrine des Raumes präsentierten Siedlungsfunde des 1. – 3. Jahrhunderts, wie zwei Öllämpchen, Gefäßfragmente, Terra Sigillata- und Glasfragmente, eine Fibel, ein Schlüssel, Nägel oder auch Bronzemünzen.
Die drei zur Fensterseite überleitenden Vitrinen zeigen weitere, aus dem 1. – 3. Jahrhundert stammende Exponate – Gefäße aus Keramik und Glas aber auch Bronzefibeln – von unterschiedlichen Fundorten: Vom Römerstraßenabschnitt zwischen Kot und Gaberje (südöstlich von Lendava) oder aus den Grabhügeln in Dokležovje, Rakican bzw. Vučja gomila, wobei von letzterem (nordöstlich von Murska Sobota gelegenem) Fundort eine schöne, grünlich schimmernde bauchige Glasurne stammt, die sich samt ‚Inhalt‘, also mit den Resten des am Scheiterhaufen verbrannten Verstorbenen (dem sog. Leichenbrand), erhalten hat.
Dann folgt eine Vitrine mit Funden – ein Henkelkrug, ein hoher Topf, eine Schale, ein fragmentierter Dachziegel (tegula) und ein Eisenhenkel – aus einem römerzeitlichen Brunnen, der 1998 bei archäologischen Grabungen in Gornje njive, nordwestlich von Dolga vas (bei Lendava) freigelegt werden konnte. Dabei sind es gar nicht so sehr die Gegenstände aus dem Brunnen, die das Besondere dieses Fundkomplexes ausmachen, als der Brunnen selbst, dessen hölzerne Reste durch die Kunst der Restauratoren wieder zusammengefügt werden konnten und nun in dem beeindruckenden Ensemble rechts neben der Vitrine frei aufgestellt sind. Die Tiefe des Brunnens von Dolga vas, der wohl zu einer villa rustica gehörte, betrug etwa dreieinhalb Meter, seine Wände waren mit waagrecht angebrachten Holzbrettern verschalt, die an den Ecken von vier senkrechten Stehern gehalten wurden – wodurch sich ein rechteckiger, beinahe quadratischer Grundriss (von 1,2 mal 1,4 Metern) ergab. Die letzten 1,2 Meter des untersten, im Grundwasser gelegenen Abschnitts (mit den unten zugespitzten senkrechten Holzpfeilern und vier Lagen waagrechter ‚Schal-Bretter‘) haben sich durch Luftabschluss in den undurchlässigen Tonschichten sehr gut erhalten.
Die Bergung und vor allem die Konservierung der insgesamt 27 Holzstücke (25 aus Eiche, zwei aus Erle) gestalteten sich freilich sehr aufwändig (zuerst zweijährige Lagerung in Essigwasser, dann zehn Jahre in einer Zuckerlösung, um die Holzporen zu schließen und eine spätere Verformung – Kontraktion beim Trocknungsprozess – zu verhindern; insgesamt wurde während der Konservierung über eine Tonne Zucker verbraucht!). Dendrochronologischen Untersuchungen und einer Radiokarbon-Datierung nach wurde das Holz für den Brunnen in den Jahren zwischen 90 und 110 n. Chr. geschlägert, der Brunnen selbst stand bis zum Ende des 2. Jahrhunderts in Verwendung, bevor man ihn wieder mit Erde verfüllte. Dies lässt sich aus den Funden am Boden und in den Verfüllschichten erschließen (insgesamt 207 Stück, meist Keramikfragmente), die z. T. ja bereits in der Vitrine zu sehen waren. Dass der dort ausgestellte Eisenhenkel zu einem hölzernen Schöpfkübel gehörte, ist durchaus plausibel, wie auch ein dachförmiger Aufbau über dem Brunnen wahrscheinlich scheint (so in der Rekonstruktionszeichnung auf der Informationstafel an der Wand rechts neben dem Brunnen zu sehen). Die (ebenfalls auf dieser Tafel verzeichnete) Vermutung, dass die Familie des Vibenus den Brunnen benutzte – man diesen also als ‚Brunnen des Vibenus‘ bezeichnen könnte – bleibt freilich eher spekulativ. (Der vorhin bereits erwähnte und hier in einer Abbildung wiedergegebene Grabstein des Vibenus, gefunden 1810 in den Feldern westlich von Dolga vas, zeigt außer Vibenus auch noch seine Ehefrau Marcia Crispina – mit norischer Haube – und den achtjährigen Sohn Marcius Vibianus.)
Das rechts neben dem Brunnen aufgestellte, knapp einen halben Meter hohe Statuenfragment aus Marmor, ein Zufallsfund von 1983 aus Noršinci (nordöstlich von Murska Sobota), gibt den unteren Teil einer stehenden, in ein Gewand gehüllten weiblichen Figur wieder. Zu ihren Füßen sind links zwei kleine Figuren dargestellt, eine sitzende weibliche und eine stehende, nackte männliche Gestalt, die die Sitzende von hinten umfasst. Eine Deutung der Figurengruppe als Iphigenie (mit ihren beiden kleinen Geschwistern Orest und Elektra?) bleibt fraglich, datiert wird die Gruppe Ende des 2. bzw. Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr.
Raum 4 thematisiert den Zeitabschnitt des Frühmittelalters (bzw. der altslawischen Periode vom 7. – 11. Jahrhundert), als das Römische Reich der Spätantike bereits in den "Stürmen der Völkerwanderung" des 5. und 6. Jahrhunderts untergegangen und das Land, nach Abzug der Langobarden im Jahr 568, von Awaren und Slawen in Besitz genommen worden war. Nach langwierigen Kriegen 803 von den Franken erobert, wurde das Gebiet Unterpannoniens Mitte des 9. Jahrhunderts dem Slawenfürsten Pribina übergeben, unter dem, bzw. seinem Nachfolger Kocel, das geplünderte Land wiederbesiedelt wurde. Mit der kirchlichen Neu-Organisation erfolgte auch der vom Salzburger Erzbischof unterstützte Wiederaufbau von Kirchen. Nach Niederschlagung des großen Slawenaufstands am Ostrand des Fränkischen Reichs, an dem auch Kocel beteiligt war, endete die weitgehende politische und religiöse Autonomie des pannonischen Slawenreiches. Ende des 9. Jahrhunderts begannen freilich auch bereits die Einfälle ungarischer Reiterhorden, die sich im Laufe des 10. Jahrhunderts zu einer immer größeren Gefahr für das Fränkische Reich entwickeln sollten.
Die Epoche der frühen slawischen Besiedlung des Prekmurje-Gebietes in der Zeit vom 9 – 11. Jahrhundert lässt sich nur durch einige wenige archäologische Funde belegen. So beispielsweise durch die in einer Vitrine ausgestellten vier silbernen Ohrringe (‚Kreolen‘) aus dem 11. Jahrhundert, die 1923 in Veržej (Wernsee, im Murfeld, auf halben Weg zwischen Murska Sobota und Ljutomer) gefunden wurden. Oder, in weiteren Vitrinen, durch ein kleines slawisches Töpfchen aus dem 9. Jahrhundert aus Selo (nordöstlich von Murska Sobota), durch einen altslawischen eisernen Sporn aus der Zeit um 900, einen Zufallsfund aus Dokležovje (gegenüber von Veržej, am linken Murufer) bzw. durch eine eiserne Flügel-Pfeilspitze unbekannter Herkunft, wie sie vom 8. bis 12. Jahrhundert in Verwendung stand. Drei im Raum verteilte rekonstruierte ‚Verteidigungsabschnitte‘ (in Form von Palisadenwänden aus Rutengeflecht) leiten über zu Raum 5, der dem Hoch- und Spätmittelalter bzw. der Neuzeit gewidmet ist.
Dort erwartet den Besucher linkerhand, zwischen zwei Vitrinen mit Krügen und Töpfen aus dem 13. – 16. Jahrhundert und von den Fundorten Murska Sobota bzw. Dolnji Lakoš, eine interessante ‚Wandinstallation‘, die die Schichten einer Abfallgrube aus dem 17. Jahrhundert zeigt.
Entdeckt im Park nordöstlich des Schlosses von Murska Sobota, war die zwei mal zwei Meter messende Grube mit vielerlei unbrauchbar gewordenen Gegenständen gefüllt, vor allem mit Keramikgefäßfragmenten, aber auch mit zerbrochenen Ofenkacheln und Glasgefäßen, Metallobjekten, Leder- und Textilwaren sowie zahlreichen verschiedenen Tierknochen. Solche Abfallgruben in der Nähe von Siedlungen oder auch Burgen stellen ein besonders wichtiges archäologisches Zeugnis für die Lebensumstände der damaligen Bevölkerung dar. Einige aus der Abfallgrube geborgene, besonders aussagekräftige Gefäßfragmente aus Keramik und Glas sind in der folgenden Vitrine zu begutachten: So z. B. der obere Teil eines Kruges mit Henkel und ausgeprägter Mündung bzw. der Unterteil eines Seihers/Siebes aus dem 16. Jahrhundert, Fragmente mehrerer Glasgefäße aus dem 16. – 17. Jahrhundert, ein (ergänzter) glasierter Teller aus dem 17. Jahrhundert oder auch mehrere kleinere Fragmente glasierter Keramikgefäße (mit vegetabilem Dekor) aus dem 18. – 19. Jahrhundert.
Dem Thema ‚Ofenkacheln‘ widmen sich die nun folgende Informationstafel bzw. Vitrine, wobei die Gestaltung der im Hoch- und Spätmittelalter mit Hilfe von Modeln und Matrizen hergestellten Kacheln im Laufe der Jahrhunderte ganz bestimmten Mustern folgte. An figürlichen Szenen sind im 14. Jahrhundert vornehmlich weltliche Themen zu beobachten (Rittertum, Jagd, höfisches Leben, mythologische Tiere), im 15. Jahrhundert kamen biblische Szenen und Heiligengestalten hinzu, im 16. Jahrhundert waren biblische Themen und Geschichten aus der klassischen Mythologe beliebt, bereichert im 17. Jahrhundert durch allegorische Figuren. Daneben waren auch geometrische und pflanzliche Motive verbreitet, verschiedene Kombinationen davon besonders seit dem späten 16. Jahrhundert. Die Vitrine rechts neben der Informationstafel versammelt Fragmente von spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Ofenkacheln, z. T. glasiert und mit geometrischem Dekor, aus Murska Sobota, Selo und Petanjci (nordöstlich von Radenci, aus der ehemaligen Nádasdy-Burg); in der Mitte der Vitrine ist eine beinahe vollständig erhaltene Kachel des 16./17. Jahrhunderts mit floraler und geometrischer Dekoration zu sehen, die aus der vorhin bereits erwähnten Abfallgrube im Schlosspark von Murska Sobota stammt.
Wendet man sich nun der Fensterseite zu, stößt man zunächst auf zwei Vitrinen, die mit Metallgegenständen ausgestattet sind: Erstere zeigt Funde aus dem 15. – 17. Jahrhundert, wie einen Eisenschlüssel und ein rechteckiges Schloss (aus der Schmiede und Metallgießerei in Grad), ein pyramidenförmiges Schloss (Grabfund aus Domanševci, im nordöstlichsten Eck Prekmurjes, nahe der ungarischen Grenze), einen Befestigungsring aus Eisen (aus Noršinci, östlich von Murska Sobota), ein eisernes Messer (gefunden unter dem Pflaster der romanischen Kirche in Hodoš, ganz im Nordosten von Prekmurje, an der Grenze zu Ungarn), drei eiserne Schuhreifen (Grabfunde aus Selo), eine Bronzenadel, Kleiderspangen und Gürtelschließen (Grabbeigaben aus Lendava-Čontos), zwei Glasperlenketten (eine aus einem Kindergrab in Domanševci, eine aus einem Grab in Selo), Knöpfe aus Bronze und Glas oder einen Fingerring aus Eisen (wiederum Grabfunde aus Selo).
Die zweite Vitrine versammelt fünf eiserne Äxte des Hoch- und Spätmittelalters, wobei das älteste Exemplar aus Krog (einem südwestlichen Stadtteil von Murska Sobota) stammt und noch in das 12. Jahrhundert datiert, während die vier übrigen Äxte – drei aus Filovci (östlich von Murska Sobota), eine aus Radmožanci (nordwestlich von Lendava) – bereits aus dem 15. – 16. Jahrhundert stammen.
Die nächste Vitrine ist mit Funden aus der bereits erwähnten Schmiede und Gießerei in Grad aus dem 15. Jahrhundert bestückt, oben u. a. mit einem Becher und einer Laterne aus Ton, unten mit einem Guss-Topf und diversen Metallgegenständen aus Eisen, wie Nägeln, Bolzen oder Beschlägen. Eine Informationstafel (mit Abbildungen von Holzstichen, die das Schmiedehandwerk wiedergeben) berichtet von den 1990 in Grad entdeckten Resten einer spätmittelalterlichen Schmiedewerkstatt und Gießerei, wie sie auch in der daneben aufgebauten Teilrekonstruktion einer Feuerstelle (mit gemauerter Esse, Holzstehern und Strohdach) nachgebildet ist. Die Werkstatt in Grad bestand aus einem etwa sechs mal sechs Meter großen und im südlichen Bereich mit einer Esse ausgestatteten Raum, in dem große Mengen von Ziegeln und Steinblöcken mit Schlackenresten zu Tage traten. An Metallobjekten fanden sich Pfeilspitzen, Schlüssel, Schlösser, Nägel, Gürtelschnallen, insgesamt eine große Auswahl an Gegenständen aus Schmiedeeisen, daneben aber auch Keramikfragmente, darunter zwei Tischlampen (Laternen), von denen die eine mit gotischen ‚Fensteröffnungen‘ ja bereits in der Vitrine zu sehen war.
In den nun folgenden Räumen des Museumsrundganges verlagert sich der Schwerpunkt der bislang primär auf archäologischen Objekten aufgebauten Sammlung auf die Beschreibung der kunsthistorischen Entwicklung der Prekmurje-Region. Diese gewiss nicht weniger interessante Thematik soll hier jedoch nicht weiter verfolgt werden. Zu Raum 6, der die kunstgeschichtlichen Epochen der Romanik und Gotik in Prekmurje zum Thema hat, deshalb abschließend nur soviel:
Zwei Kirchen-Modelle verweisen zum einen auf die berühmte romanische St. Nikolaus-Rotunde von Selo aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, zum anderen auf die gotische St. Martins-Kirche von Martjanci (nordöstlich von Murska Sobota). Beeindruckend ist auch die linkerhand an der Wand aufgebaute Nachbildung des aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammenden romanischen Trichterportals von der Südseite der St. Martins-Kirche in Domanjševci (nördlich von Selo, an der Grenze zu Ungarn). Die Kapitelle der Gewändesäulen weisen geflügelte Fabeltiere und pflanzliche Ornamente auf, in der Lunette des Tympanons erscheint ein Löwe mit Kreuzstab. Interessant sind auch die an der Wand bzw. Decke des Raumes angebrachten Abgüsse von Schluss- und Konsolsteinen (z. T. mit fratzenhaften menschlichen Gesichtern) oder auch der Abguss der gotischen Tabernakel-Wandnische aus der Pfarrkirche St. Nikolaus in Murska Sobota, mit Kielbogen und Maßwerkzier.
Informationstafeln zur gotischen Architektur in Prekmurje und zu diversen, hier anzutreffenden Schlussstein-, Gewölberippen- und Konsolformen ergänzen die Repliken, während die Tafel zur spätromanischen und gotischen Wandmalerei durch großformatige Reproduktionen von Fresken des Johannes Aquila begleitet wird: Zu sehen sind der Apostel Andreas aus der Kirche Maria-Himmelfahrt in Turnišče (zwischen Murska Sobota und Lendava, gemalt 1383) sowie die beiden Apostel Jakobus und Thomas aus der Martins-Kirche in Martjanci (entstanden nach 1392). Johannes Aquila war der wohl bedeutendste in Prekmurje und im benachbarten Ungarn (in Velemér, 1377/78) bzw. in der Südoststeiermark (in Radkersburg, um 1390, und Fürstenfeld, bald nach 1400) tätige Meister, der wahrscheinlich um die Mitte des 14. Jahrhunderts in Radkersburg geboren wurde (‚de Rakespurga oriundus‘) und eine erfolgreiche Maler-Werkstatt unterhielt.
Mit der Betrachtung der Informationstafeln über die beiden adeligen Familien der Széchy und Hahold-Bánffy, die jahrhundertelang das politische, wirtschaftliche und kulturelle Leben in Prekmurje prägten – die Széchys beherrschten seit dem 14. Jahrhundert das nördliche Prekmurje (mit dem Zentrum Burg Grad, Gornja Lendava/Oberlimbach), die Hahold-Bánffys bereits seit dem späten 12. Jahrhundert bis 1644 das südliche Übermurgebiet (mit dem Zentrum Burg Lendava, Dolnja Lendava/Unterlimbach) – wollen wir hier unseren Rundgang aber beenden. Die Beschreibung der weiteren Ausstellungsräume, die den Epochen der Renaissance, des Barock, des 18. und 19. Jahrhunderts bis hinauf in die Gegenwart gewidmet sind, würde nämlich den (ohnehin bereits überdehnten) Rahmen des hier gesteckten Ziels bei weitem sprengen.
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