Steirisches Vulkanland - Archäologie

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Archäologie aktuell  

Studienfahrt “Archäologie im Vulkanland“ am 13. Oktober 2012

    (Wissenschaftliche Leitung: Mag. Dr. Ortwin Hesch, Graz)

 
Der Besuch einiger der in dem Projekt ‚Archäologie im Vulkanland‘ präsentierten Besichtigungspunkte begann frühmorgens am Parkplatz von Schloss Kornberg nahe Feldbach, wo sich bald 46 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus der näheren und weiteren Umgebung, aber auch aus der Obersteiermark, aus dem Burgenland und aus Wien einfanden.
 
Unmittelbarer Anlass für die Wahl des Schwerpunktthemas ‚Archäologie‘ für die diesjährige Studienfahrt war die Verleihung des Erna-Diez-Anerkennungspreises im April 2012 für das Projekt „Archäologie im Vulkanland“, in dem mittlerweile über 40 Fundstellen, Sammlungen und Museen wissenschaftlich bearbeitet wurden und den interessierten Besuchern und Besucherinnen auf einer Website präsentiert werden. Der herzlichen Begrüßung folgten einleitende Worte der Geschäftsführerin des Vereins zur Förderung des Steirischen Vulkanlandes, Mag. Dr. Beatrix Lenz, sowie des Initiators und Projektleiters, Heinrich Kranzelbinder. Begleitet von einer kurzen historischen Einführung über 4000 Jahre Vor- und Frühgeschichte des oststeirischen Raumes durch den wissenschaftlichen Leiter der Reise, Mag. Dr. Ortwin Hesch, Graz, erreichte die Gruppe sodann die erste Station des Besichtigungsprogrammes, den Saazkogel bei Paldau (vgl. archaeologie.vulklanland.at Nr. 05 bzw. auch Nr. 04). Dort folgten weitere erklärende Worte zur Bedeutung dieses in der römischen Kaiserzeit (1. – 4. Jh. n. Chr.) sowohl als Handels- als auch Handwerkszentrums florierenden Siedlungsplatzes, wobei sich die dorfartige Siedlung, ein sog. ‚vicus‘, einst terrassenförmig den Südhang des Saazkogels hinauf erstreckte. Auf dessen plateauartigem, von der Laurentiuskirche bekröntem Gipfel, wurde ein vom Paldauer Bürgermeister Anton Gutmann organisierter (und von den Besuchern und Besucherinnen freudig angenommener) Imbiss gereicht.
 
Weiter ging die Fahrt, vorbei an Feldbach, hier ist das sehenswerte Museum im Tabor mit seiner archäologischen Abteilung zu erwähnen, unter Nr. 07 in archaeologie.vulklanland.at vertreten) in Richtung Bad Gleichenberg. Zuvor passierte die Gruppe noch den in der Gemeinde Mühldorf gelegenen spätmittelalterlichen/frühneuzeitlichen Kalkbrennofen am Taxberg (archaeologie.vulklanland.at Nr. 09). Im Jahre 2001 bei der Anlage eines die Bundesstraße B 66 begleitenden Radweges aufgedeckt, wird er nun in rekonstruierter Form präsentiert. Die Kalkproduktion erfolgte damals, im 15./16. Jahrhundert, wohl durch die Herrschaft Hainfeld.
 
Nachdem bei Klausen die zu beiden Seiten der Straße in den dichtbewaldeten Höhenzügen gelegenen Burgruinen von Alt-Gleichenberg und Neu-Gleichenberg (archaeologie.vulklanland.at Nr. 12 und 13) passiert waren, erreichte die Gruppe schließlich Bad Gleichenberg mit seiner unmittelbar neben der Heiltherme im Kurpark gelegenen römerzeitlichen Brunnenfassung (archaeologie.vulklanland.at Nr. 14). 1845 bei der Suche nach einer Quelle in 4 m Tiefe entdeckt und danach in Form eines 4 m hohen Turms im Kurpark als Teil einer mit Schutzdach versehenen Laube aufgestellt, diente sie ein Jahrhundert lang als stolzer Beweis für die wohl bereits in römischer Zeit genutzten – und dann für eineinhalb Jahrtausende in Vergessenheit geratenen – Gleichenberger Quellen. Leider wurde dieses imposante Denkmal nach dem zweiten Weltkrieg abgerissen und fristet heute ein relativ wenig beachtetes Dasein, zumal es um 1950 unglücklich rekonstruiert wurde. Vorbildlich restauriert präsentierte sich hingegen der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene Pavillon des ‚Curmuseums Bad Gleichenberg‘, wo Kuratorin Ria Mang den Besuchern eine ausführliche Übersicht über die Geschichte des besonders auch in Adelskreisen in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ‚boomenden‘ Kurortes vermittelte. Eine ausgiebige Jause mit lokalen Köstlichkeiten – vom Vulcano-Schinken bis zur selbstgemachten Nusspotitze – erfreute die Gäste und stärkte sie für die für den frühen Nachmittag geplante Wanderung auf den Königsberg bei Tieschen.
 
Zuvor ging es noch vorbei an weiteren seit urgeschichtlichen Zeiten bedeutenden Siedlungsplätzen – wie dem erloschenen Vulkankegel des Kapfensteiner Kogels, der einst eine bedeutende späturnenfelderzeitliche Höhensiedlung trug (archaeologie.vulklanland.at Nr. 15) oder der sogar noch bis in die Kupferzeit, also viereinhalb Jahrtausende, zurück reichenden Siedlung in der sog. ‚Waltra-Höhle‘ bei Jamm (archaeologie.vulklanland.at Nr. 17). Bei letzterer handelt es sich freilich um keine Höhle im eigentlichen Sinn, sondern um einen malerisch im Wald zu Füßen einer senkrecht aufragenden Felswand, dem sog. ‚Waltra-Felsen‘, gelegenen ehemaligen Siedlungsplatz, der durch einen gewaltigen Bergsturz von tonnenschweren Basaltfelsen verschüttet wurde (sodass sogar schon von einem ‚oststeirischen Pompeji‘ die Rede war …). Weiter z. T. entlang der Klöcher Weinstraße – mit der vom 13. – 16. Jahrhundert erbauten und heute als ‚Kulturarena‘ bzw. beliebten Aussichtswarte genutzten Burgruine Klöch (archaeologie.vulklanland.at Nr. 28) – erreichte man schließlich Tieschen. Dort folgte bei der archäologischen Vitrine des ‚Jugend- und Familiengästehauses‘ (JUFA) eine kurze archäologische Einführung über die Geschichte des Tieschener Königsberges, wobei anhand der dort ausgestellten Funde auch bereits auf das römerzeitliche Hügelgräberfeld im Grössinger Tanner (archaeologie.vulklanland.at Nr. 26) aufmerksam gemacht wurde.
 
Davor aber stand noch die Wanderung zur urgeschichtlichen Höhensiedlung auf dem Tieschener Königsberg (archaeologie.vulklanland.at Nr. 27) auf dem Programm. Begleitet durch die fachkundigen Erklärungen Herbert Hödls und vorbei am sog. ‚Heiligen Grab Christi‘ wurde die Aufmerksamkeit der Wanderer nun auch auf eindrucksvolle Naturdenkmäler gelenkt, wie das steiermarkweit wohl einzigartige Biotop eines Steineichenwaldes oder die erdgeschichtlich äußerst interessante ‚Basaltspalte von Tieschen‘. Die auf dem Gipfelplateau des Königsbergs gelegene und vor allem in der späten Urnenfelder- und frühen Hallstattzeit (9. - 8. Jahrhundert v. Chr.) florierende Höhensiedlung war einst von einer mächtigen Wallanlage umgeben. Dieser zu den bedeutendsten Befestigungsanlagen seiner Art in der Steiermark zählende Wall war in Form einer z. T. auch noch mit einem vorgelagerten Graben ausgestatteten Stein-Holz-Erde-Konstruktion mit vorgeblendeter Trockenmauer angelegt. Am besten erhalten hat er sich beim sog. ‚Stadttörl‘, wohl der einstigen Haupttoranlage der Siedlung, wo sich neben einer Informationstafel auch ein Mahnmal jüngerer Geschichte befindet. Und zwar für die Gefallenen von 1945, als der Königsberg, Ende des 2. Weltkriegs heftig umkämpft, zur Grabstätte zahlreicher gefallener Soldaten wurde (Bergung und Umbettung ihrer sterblichen Überreste erst Mitte der 1970er Jahre). Die zur urgeschichtlichen Siedlung auf dem Königsberg gehörende Nekropole konnte bis dato noch nicht nachgewiesen werden; dafür hat sich in der Ebene, nördlich von Tieschen und auf der Straße nach Grössing, ein Hügelgräberfeld aus der Römerzeit erhalten, nächster und letzter Besichtigungspunkt an diesem Tag. Davor stand freilich noch ein Besuch der neuesten Tieschener Attraktion auf dem Programm: Der den Hauptplatz vor der Kirche beherrschenden kolossalen, 9 m hohen Skulptur des Heiligen Franziskus samt Wolf von Gubbio. Vom Obmannstellvertreter der Region Steirisches Vulkanland, dem Landtagsabgeordneten Anton Gangl, den Besuchern stolz präsentiert, legt dieses vom bolivianischen Künstler Fernando Crespo aus rund 4 Tonnen Alteisen geschaffene Kunstwerk eindrucksvolles Zeugnis ab über die erfolgreiche Entwicklungspartnerschaft zwischen dem Steirischen Vulkanland und der Region Ayopaya in Bolivien.
 
Das Hügelgräberfeld ‚Grössinger Tanner‘ (archaeologie.vulkanland.at Nr. 26), das, wie bereits erwähnt, die letzte Station der archäologischen Studienfahrt bildete, umfasst über 50 heute noch sichtbare Grabhügel unterschiedlicher Größe mit bis zu 2 m Höhe und 15 m Durchmesser. Es hat sich, wie so oft, nur im bewaldeten Bereich erhalten, während die Hügelgräber auf den angrenzenden Ackerparzellen der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung zum Opfer fielen. Seiner Größe und der Ausstattung seiner Gräber nach gehörte das Hügelgräberfeld wohl zu einer ausgedehnteren römischen Siedlung, deren genaue Lage aber nicht bekannt ist. Mit der interessanten Überlegung, dass wir auf dem Königsberg in Tieschen zwar Spuren einer bedeutenden urgeschichtlichen Höhensiedlung, aber keinerlei Zeugnisse einer Nekropole besitzen, während, genau umgekehrt, die römerzeitliche Nekropole im Grössinger Tanner die ihr einst zugehörige Siedlung vermissen lässt, brach die Gruppe schließlich zu ihrem endgültig letztem Ziel auf: Der Klöcher Buschenschank Gießauf-Nell, wo man – bei Wein aus der Region und köstlichen Vulkanland-Spezialitäten – dem gemütlichen Beisammensein frönen, der Ziehung der Vulkanland-Quiz Preisträger mitfiebern und sich dem ‚Verdauen‘ so vieler Eindrücke hingeben konnte ...





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