Die Meisterstückvorschrift der Fassbinder des Jahres 1603 forderte ein eichenes Fass, zwei Brunneneimer, ein Standtner zum Weinmachen, eine viereckige Badewanne und das Einstoßen einer Fassdaube in ein volles Fass. In Graz gab es schon im 14. Jahrhundert eine Bindergasse.
Obwohl Holzfässer noch immer in großer Anzahl als Lagerbehälter für
Most, Schnaps, Essig, Wein oder Getreide in Verwendung stehen, scheint der Beruf des Fassbinders dem Ende zuzugehen. Diese alte Handwerkskunst erfordert nicht nur handwerkliches Talent, sondern auch eine solide Grundausbildung, wie sie in der Lehrzeit vermittelt wird. Leider gibt es heute niemanden, der diesen Beruf erlernen will.
Die Anfertigung eines Fasses beginnt mit der richtigen Auswahl des Holzes, wofür ein geschultes Auge und viel Erfahrung notwendig sind. Der steirisches Fassbinder verwendet neben Akazie und Edelkastanie vorwiegend die Eiche. Liegt der Holzblock, in der richtigen Länge abgelängt, vor, so kann er mittels Scharfschnitt auf der Säge oder mittels Spiegelschnitt mit Keilen gekloben oder geschnitten werden.
Jedes Viertel wird dann im Spiegelschnitt von der Rindenseite zum Holzkern hin in 3 bis 5 Zentimeter starke Platten gekloben, sodass die Jahresringe stehend im Holz verlaufen. Liegen dann die Holzplatten vor, erfolgt das Zerschneiden in 6 bis 12 cm breite Dauben. Alte Fassbinder beherrschen noch die Kunst, die geklobene Daube mit der Breithacke glatt zuzuhacken. Die rohe Daube wird jetzt auf eine bestimmte Länge abgelängt und besäumt, indem die Schichte zwischen Rinde und Kernholz, dem Splint, und vorhandene Rindenteile abgeschnitten werden. Auf dem Daubenstoß gestaffelt, bleibt die Daube nun für 2 bis 3 Jahre der Witterung ausgesetzt zum Austrocknen gelagert.
Das Wahrzeichen des Fassbinders, der nach alter Handwerkstradition arbeitet, ist der Daubenstoß. Bis zu 12 Meter hoch ragen diese kunstvoll im Achteck geschlichteten Holzstöße in den Himmel. Die Abstufungen des Stoßes werden nach oben hin immer schmäler. Jede Daube muss exakt gelegt sein, sonst stürzt der Stoss ein. Der Stossschlichter baut im Stossinneren ein begehbares Stufengerüst auf, um die über 1000 Fassdauben aufschlichten zu können. Nach drei Jahren wird der Stoß brutal umgeworfen. Von unten her zieht der Fassbinder eine Daube nach der anderen heraus, bis ein größeres Loch entsteht und der Stoß dort einknickt und wie ein Baum zur Seite fällt.
Sind die Dauben getrocknet, werden sie für die entsprechende Fassgröße gestutzt, grob vorgehobelt und der Holzkern zur Außenseite abgerichtet (=gleichgehobelt). Die Kanten werden nun grob vorgerichtet, das heißt, dass sich die Daube den Enden zu verjüngen (verschmälern) muss. Mit einem speziellen Model, der einem Winkel ähnlich ist, wird vorgegeben, wie der Daubenbuckel gekrümmt zu sein hat. Der Buckel wird mit einem Hobel zugehobelt. Die Innenseite der Daube wird mit einigem Abstand von den beiden Endseiten mit der Bandsäge um ein Drittel der Daubenstärke konkav ausgeschnitten (verjüngt). Eine genaue Arbeit folgt nun, indem die Daubenaußenseite gefügt wird. Wieder kommt ein Model zum Einsatz, der eine Strichskala aufweist.
Viel Fingerspitzengefühl erfordert das Zusammenstellen des Fasses. Für das Errechnen des Fassdurchmessers, auch Kopfdurchmesser genant, gilt die Formel "Daubenlänge mal 0,8 = Durchmesser". Bei einer Daubenlänge von 60 cm ergibt dies also einen Durchmesser von 48 cm.
Für das erste Zusammenstellen des Fasses nimmt der Fassbinder die metallenen Arbeitsreifen. Er beginnt mit drei Dauben, die er in den Hauptreifen einsetzt, wobei die erste Daube – die Beildaube (Baldaube) – mit einer Schraubzwinge am Hauptreifen befestigt wird. Diese Daube ist nahe beim Körper des Fassbinders. Die seitliche ist die Gerndaube und jene gegenüber der Beildaube die Lagerdaube. Diese beiden Dauben werden mit einer Metallklammer an den Fassreifen geklammert. Von der Beildaube rechts weg werden die einzelnen Dauben fest aneinandergedrückt, abwechselnd eine schmale und breite, in den Hauptreifen eingesetzt. Sind alle Dauben eng aneinander im Reifen und ist der Fasskittel fertig, so werden nun der Halsreifen und der Bauchreifen aufgezogen. Der Hauptreifen kommt weg und mit dem Kopfrissmodel wird an der Fassoberkante der Kopfriss angezeichnet. Dann wird der Hauptreifen wieder fest aufgetrieben.
Viel Erfahrung und Gefühl erfordert das Feuern. Dafür wird das umliegende Abfallholz in einen kleinen Drahtkorb (Eisenkorb) gelegt und entzündet. Die Fassunterseite, auf der noch keine Metallreifen aufgetrieben sind, wird mit dem Seil der Fasszugwinde, das in gegengesetzter Richtung an einem Haken befestigt ist, umschlungen und stabilisiert. Ein zweites Seil am händisch zu bedienenden Fasszug kommt ebenfalls über den Fasskittel. Wenn die Außenseite des Fasses gut durchnässt ist, wird das Fass über den Feuerkorb gestülpt und 45 Minuten, während die Außenwände ständig mit Wasser befeuchtet werden, erhitzt. Mit der Fasszugwinde und dem Fasszug wird der Fassunterteil nun so weit zusammengezogen, bis das Fass in seine bauchige Form gezwungen wurde.
Ist die Form erreicht, kommt ein Seil weg, das Fass wird umgedreht und die restlichen Arbeitreifen aufgetrieben. Für das Starrfeuern (Nachfeuern) kommt das Fass noch einmal für 20 Minuten über den Feuerkorb.
Wird zulange gefeuert, dann hat der Fassbinder das Fass "stärgfeuert" und die Dauben brechen. Beim Feuern muss auch darauf geachtet werden, das keine Glut das Fass berührt und diese zu brennen beginnt.
Auf Barrique-Fässer wird dann ein Boden aufgezogen, der Innenteil ausgehobelt und noch einmal gefeuert. Dabei werden Hobelscharten auf den Fassboden gelegt und angezündet. Sie brennen so lange bis das Fass innen schwarz ist. Der Fassboden darf dabei nicht anbrennen. Diese Feuerung nennt man Toasting.
Um einen gleichmäßigen Rand an der Fassober- und unterseite zu erhalten, werden die Dauben mit dem gebogenen Garbeisen (Roafmesser) schräg nach innen abfallend ausgeschnitten und gleichgestemmt.
Mit dem Garglapparat wird der Bereich, in dem die Fassböden eingesetzt werden, ausgegarbt und die Kimme, auch "Soh" oder "Nut" genannt, eingefräst. Diese Kimme kann auch händisch mit dem Kimmhobel eingehobelt werden. Ausgehobelt wird nun auch die ganze Fassinnenwand.
Für den Boden werden einige Bretter zusammengedübelt, wobei darauf zu achten ist, dass der Holzkern immer innen ist und dass zwischen den einzelnen Brettern Schilfstreifen eingelegt sind. Ist die Bodengröße mit dem Zirkel ausgerissen, kann der Boden mit der Bandsäge oder Spannsäge leicht schräg ausgeschnitten werden. Genau in Kimmestärke wird das Bodenstück am Rand zugefräst.
Nachdem der Haupt- und Halsreifen vom Fass genommen wurde, wird in die Kimme Schilf eingelegt und der Boden ohne Spundloch eingesteckt. Zwischen den einzelnen Daubenenden werden 15 cm lange Schilfstreifen gelegt und die Reifen aufgetrieben. Das Fass wird umgedreht und genauso wie zuvor der Boden mit dem Spundloch angebracht, wobei das Spundloch für das Anziehen des Bodens dient. Am Fassbauch wird das Beilloch gebohrt, die Arbeitsreifen werden abgenommen und die neuen Metallreifen aufgetrieben. Diese Reifen müssen genau passen. Daher teilt der Fassbinder am Fass mit dem Zirkel die Reifenabstände ein und misst dort mit einer Schnurr den Fassumfang, nachdem er die Fassreifen mit einem Bandeisen in der genauen Größe selbst anfertigt. Passen die Reifen, so kommen sie noch einmal vom Fass herunter, da die Fassaußenseite noch fein abgeschliffen werden muss. Nun erst werden die Reifen endgültig aufgetrieben. In die Fassbodenmitte werden kreisrund Rillen eingeritzt. Ehemals hatte jeder Fassbinder, als eine Art persönliches Markenzeichen, eine gewisse Anzahl von Rillen in einer bestimmten Größe, die das Fass als ein Werk kennzeichneten.
Der Fassbinder repariert auch alte, schadhafte Fässer. Für Stadnartfassgrößen, bei denen Dauben auszuwechseln sind, wird ein so genanntes Gugenfass angefertigt. Dabei handelt es sich um ein Fass ohne Böden und mit unterschiedlichen Daubenlängen, die am Fasskopf verschieden hoch hervorstehen. Nach dem Feuern wird dieses Fass wieder in die einzelnen Dauben zerlegt ("zusammengschmissn"). Somit liegen verschiedene, bereits gewölbte Dauben für die Reparatur vor.
Passt keine dieser Dauben, so muss die schadhafte Daube durch eine maßgefertigte Daube, die über eine spezielle Vorrichtung gefeuert wird, ersetzt werden. Die Fassform hat den Vorteil, dass man auch ein schweres Fass ohne große Anstrengung bewegen kann. Man kann ein Fass auch den Kanten bewegen oder am Fassbauch rollen. Die bauchige Form ist notwendig, dass das Fass dicht ist.
Neue Fässer, vor allem Eichenfässer, werden vor der Erstfüllung "weingrün" gemacht. Das kann durch Ausdämpfen, Auslagen oder Ausbrühen erfolgen. Beim Ausdämpfen wird das Spundloch so lange heißer Wasserdampf eingelassen, bis sich die Dauben auch an der Außenseite warm anfühlen. Danach wird das Fass mit kaltem Wasser ausgespült. Beim Auslaugen wird das Fass mit einer Mischung aus Wasser und etwas Soda gefüllt und 8 Tage abgestellt. Bis zu dreimal wird das Fass für 8 Tage gefüllt, jedoch nur das erste Mal mit einer Sodamischung, sonst mit klarem Wasser. Beim Ausbrühen wird in einem Behälter heißes Wasser mit Soda vermischt und in das Fass eingefüllt, bis beim Ablassen keine braune Färbung mehr erkennbar ist.
Ein altes Fassbinderlied blieb bei der Fassbinderfamilie Eibel in Kroisbach erhalten. In der seit 1860 bestehenden Binderei wird folgendes Lied gesungen:
Mein Handwerk des is holt des Bindern
mein Handkwer geht Summa und Winter;
und’s trogt ma holt ollweil brav ein
drum tut mi des Bindern so gfrein!
In’da Fruah stehn ma auf um a vieri
und nemman a Reif a drei, vieri
oft rinnt in an Wirtshaus a Gschirr
dann heißt’s is da Binda net hia!
Die Kiadian hot a schon vernommen
dass heit is da Binderbua do;
sie sogt geh kumm a wenig umma
und bind mir mien Trinkkiberl o!
I soll ihr a Reiferl aufsetzten
und soll ihr kein Tauferl vernetzen
drum schlog i schein zugsam und stad
jo dass sie kua Tauferl aufdraht!
Frau Wirtin ihr Faßl war a fein zum Binden
ba dem tröpfelst gleich vorne und hinten;
der Wirt der schlogt allweil daneben
er derfat sein Schlegl zuwilegn!
Ganz hinten is ano a Alte;
Ba der is uns binden schon schad
Ba mein Schlegsl da wackelt der Stiel
und die Alte kann binden wer will!!!!