Woazlintaschen
Das Ausgangsprodukt für eine Woazlintasche (Maisblättertasche), sind nach der Maisernte gesammelte, trockene Maisblätter im Volksmund „Woazlin“ genannt. Jedes dieser Blätter wird der Länge nach mit den Findern in „resche“, zirka 1 cm breite Streifen getrennt (gezupft), sodass pro Maisblatt rund vier bis fünf Blattstreifen vorliegen. Von diesen wird der ausgefranste Rand abgerissen (geputzt).
Diese Woazlinstreifen werden vor der Weiterverarbeitung zu Schnüren (Bändern) in heißes Wasser getaucht. Bevor mit dem Verderben der Woazlin zu Bändern begonnen wird, muss der Holzrahmen, über den die Tasche geflochten wird, bereitstehen. Es ist ein kistenähnlicher Rahmen in Taschengröße, in dem an den Längsseiten oben jeweils 21 Nägel und an den Breitseiten jeweils 7 Nägel eingeschlagen sind.
Das Flechten dieser Taschen war einst ausschließlich Frauenarbeit. Heute beherrschen diese Arbeit nur mehr wenige, meist ältere Frauen, wie Juliane Raaber in Waasen am Berg bei Straden.
Der Flechtvorgang beginnt mit dem Drehen der Schnüre (Bänder). Dafür wird ein Woazlin fest zusammengerollt und an einem Ende angebissen. Ein schöner Woazlinstreifen wird nun über diese dünne Rolle spiralförmig gewunden, bis durch weiteres Ein- und Darüberlegen eine zirka 20 cm lange Schnur entsteht, um ein Schnurende wird eine Schlaufe gedreht, die man in den ersten Nagel an der Holzrahmenseite einhängt. Jetzt wird die Schnur durch Einlagen von Woazlinstreifen und durch Darüberlegen eines reinen schönen Woazlin weiter verlängert, unter den Holzrahmen durchgezogen und auf der anderen Rahmenseite bis zum ersten Nagel aufgezogen, dort um den Nagel geschlungen und wieder zurück auf die andere Seite zum Nagel gezogen, so lange bis die beiden Rahmenseiten und der Boden bespannt sind. Am Ende dieser Bespannung wird die Schnur so verlängert, dass wie bei der Astgabel zwei Schnüre auseinander laufen. Die eine Schnur wird nun an der Rahmenunterseite zum ersten Nagel der Seitenwand nach oben gezogen, darübergeschlungen, nach unten gezogen und entlang des Rahmenbodens durch die bestehenden quergespannten Schnüre, einmal oben und einmal unten durch bis zur gegenüberliegenden unteren Rahmenkante geflochten. Dort wir die Schnur wieder zurückgeflochten und bis zum Nagel hochgezogen und wieder wie zuvor nach unten durchgezogen.
Der zweite Schnurteil wird in die Gegenrichtung, zuerst am Rahmenboden durch die quergespannten Schnüre geflochten und zum ersten Nagel aufgezogen, darübergeschlungen und wieder unten bis zur gegenüberliegenden Rahmenbodenkante geflochten und wieder zurück geflochten, bis alle Nägel bespannt sind.
Jetzt beginnt erst der eigentliche Flechtvorgang, indem die vier Taschenseiten (Bänder) zugeflochten werden. Der Flechtvorgang kann unterschiedlich erfolgen, meist jedoch werden die querliegenden Schnüre, die während des Flechtens durch das Übereinanderrollen der Woazlin gemacht werden, einmal unter und einmal über die Schnurbespannung gezogen.
Abschließend wird der Holzrahmen, der der Tasche die Form gibt, aus dem umhüllenden Geflecht herausgezogen. Der Tragehenkel wird aus drei zopfartig (dreigstreiglt) verflochtenen Woazlin angefertigt. Die Schnüre werden unterhalb des Taschenoberrandes durch das Geflecht gezogen, die Griffstelle geflochten und 15 cm entfernt wieder in das Taschengeflecht eingezogen und fixiert.
Bei der Verwertung der Woazlin ist darauf zu achten, dass die Linnaußenseite, die schönere, weiße Seite ist und somit bei der Anfertigung der Schnüre immer mit der schönen Seite nach außen zu liegen kommt. Eingedreht in den Schnurinnenteil können auch gefleckte Woazlin werden.
In Streifen gezupfte Woazlin kamen einst in den so genannten Strohsack und dienten somit als Bettzeug. Besonders bewährt haben sich die Maisblätter des „Peterl Woaz (Mais)“, dessen Kolben dunkel und hell gefärbte Maiskörner haben.
Den Ochsenzipf oder Ochsenziemer verwendet der Bauer zum „Treiben“ der Rinder. Er ersetzt Peitsche oder Treibstock.
Oftmals wurde der Ochsenzipft von den jungen Burschen zu Festlichkeiten mitgenommen und bei Raufereien als Schlaggerät, vergleichbar mit einem Gummiknüppel, eingesetzt. Bauernkinder wurden bis nach dem 2. Weltkrieg von ihren Eltern mit dem Ochsenzipf gezüchtigt. Erhalten geblieben ist der Ausspruch: „Wirst gleich den Ochsenzipf zu spüren bekommen!“ Der Schlag mit dem Ochsenzipf ist schmerzhaft, da der Ochsenzipf bekanntlich besonders „zieht“.
Der zirka 1 Meter lange Geschlechtsteil eines Ochsen oder Stieres (Glied oder Rute, im Volksmund Zipf) wird aus den umhüllenden Fett und Fleischresten mit einem Messer ausgelöst, die dünne Haut vom Zipf (Glied) abgezogen und in der Röhrenmitte 15 cm vom hinteren und vorderen Ende entfernt, mit einem scharf geschliffenen Messer der Länge nach auseinander geschnitten (getrennt). Das hintere Zipfende hängt man an einen Haken auf und das vordere, nun nach unten hängende Zipfende wird mit einem Gewicht oder einem wassergefüllten Kübel beschwert. Jetzt beginnt man das Gewicht so lange nach einer Seite zu drehen, bis sich die beiden auseinander geschnittenen Zipfröhren spiralförmig verdrehen. Nach einigen Wochen Trockenzeit ist der Ochsenzipf, ein elastisch schwingendes Schlaggerät, fertig.
Körbe flechten
Körbe aus verschiedenen Materialien, geflochten oder genäht, waren und sind aus dem bäuerlichen Alltag nicht wegzudenken. Sie finden zum Tragen, Aufbewahren und Formen Verwendung.
In den letzten Jahren ging der Bedarf an Korbwaren jedoch stark zurück. Der Grund dafür liegt bei den neuen Bewirtschaftungsformen, den neuen technischen Hilfsmitteln und gesundheitlichen Aspekten, da das Heben und Tragen der gefüllten Körbe Rückenschäden nach sich zieht. Damit verbunden ist auch, dass das Wissen um die Kunst des Körbeflechtens verloren geht und die Korbflechter selbst langsam immer weniger werden. Geflochtene Körbe verschiedener Art findet man auf den Dachböden und in den bäuerlichen Wirtschaftsräumen ungenützt liegen und verrotten.
Am weitesten verbreitet sind die Weidenkörbe. Sie werden aus ungeschälten oder vereinzelt aus geschälten Ruten der Korbweide oder Bandweide, auch Bachweide oder Felber (Salix viminalis L.) genannt, geflochten. Die geschälten hellen Ruten werden meist für das dekorative Zwischenflechten und für das Flechten von Wäschekörben verwendet.
Die Form und Größe der Körbe ist unterschiedlich. Am weitesten verbreitet ist der zweihenklige Korb. Alle Körbe, ob rund, oval oder eckig, werden von der Mitte des Korbbodens aus geflochten.
Sie finden als Vorratskörbe mit oder ohne Decke, auch Schüttkörbe oder Bummeln genannt, als Aufbewahrungskörbchen, Brotkörbchen, Säkörbe, Henkelkörbe, Wäschekörbe, Tragkörbe oder Bienenkörbe Verwendung. Aber auch Untersetzter aus Stroh waren einst weit verbreitet.