Über das Speisengut, das in den letzten Jahrhunderten zur Ernährung der Menschen im Vulkanland beigetragen hat, soll in diesem Beitrag in Kurzform berichtet werden. An erster Stelle muss der Weizen, der "Bauwoaz" genannt werden, der einst als Haupteinnahme des Bauern galt. Roggen ist das "Troad". Man baute davon meist nur für den Hausgebrauch. Das "Troadstroh" diente auch als Grundmaterial für eine Strohdachdeckung. Als letzter in der Fruchtfolge war der Hafer, der "Hoabern" oder "Howan". Gerste oder "Gerscht'n" war das Stiefkind unter dem Getreide. Gestampft ergab sie den "Gerschtngreiß" und gekocht den "Gerschtnbrein". Unentbehrlich für die Ernährung war die Hirse, wie der "Hirsch" (die Rispenhirse) und der "Pfennich" (die Kolbenhirse). Hirsch wurde südlich und westlich der Raab gebaut. Dieses Grabenland wurde auch als "Breinloch" bezeichnet. Im Riegersburger Bergland wurde fast nur Pfennich gebaut. Die Hirse weist einen höheren Körnerertrag auf. Der Heiden oder "Hoadn" wurde als Nachfrucht auf Roggen gesät. Er galt als eines der Hauptnahrungsmittel, vor allem im Riegersburger Bergland.
Mais und Kürbisse (Plutzer) wurden erst im 18. Jahrhundert angebaut. Um 1850 wird Mais dann vermehrt angebaut und somit setzt sich der "Türkische Woaz" oder "Kukuruz" bald an die erste Stelle der Fruchtfolge. Noch später als der Mais drang die Kartoffel in die Küchen des Vulkanlandes ein. Um 1750 war sie hier noch unbekannt. Um 1846 heißt es, dass sie nur in geringer Ausdehnung zum eigenen Bedarf auf 1/50 des Ackerareales angebaut wird. 1853 wird die Kartoffel in Jagerberg nicht einmal erwähnt. Als "Kestn", "Erdkestn" oder "Krumbirn" bezeichnet wurden sie vorwiegend mit Schale im heißen Ofenraum zubereitet.
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Die Bohnen gehörten zum unentbehrlichen Speisengut des Bauern. Es waren die kleinen Buschbohnen, die man mit Mais und Erdäpfeln an Wegrändern und beiderseitig an den Bifangfurchen setzte. Neu eingebürgert haben sich die "Bohnscharl" (Bohnschoten). Die Bohne ist bereits in der Illias, im alten Rom oder zur Zeit der Hallstattzeit nachgewiesen und erwähnt. Der Flachs, Lein oder Linsat wird vom Bauern durchwegs als "Haar" bezeichnet. Die Linsat, der Leinsamen galt zu Öl gepresst als Heilmittel und die Pressrückstände der "Kas", als wertvolles Kuh-, Kälber- und Schweinefutter. Leinspeisen kennen wir bereits aus der Zeit der Römer und Griechen.
Nach der Völkerwanderung kam der Kürbis aus römischem Gebiet in die Steiermark. Er galt lange Zeit als Heil- und Zierpflanze. Um Fürstenfeld wird der Kürbis im 18. Jahrhundert und im 19. Jahrhundert in den Bezirken Riegersburg und Feldbach angebaut. Weit später dienten die Kerne zur Ölgewinnung. Heute wird das Kürbiskernöl als das "Schwarze Gold" des Vulkanlandes bezeichnet. Eine weitere Ölfrucht im Vulkanland war die Nuss. Unvergleichbar mehr Nussbäume standen einst in diesem Landstrich. Das Nussöl diente als Arznei und zur Bereitung feiner Mehlspeisen, als Salatöl und als Firnis.
Der Mohn, auch "Magn" genannt wurde nur selten für die Ölgewinnung gebaut, sondern fast nur für die Zubereitung von Mehlspeisen verwendet. Rips wurde erst vor dem Ersten Weltkrieg eingeführt. Er verdrängte als Ölfrucht Lein und Nuss. Die Milch spielte einst eine völlig unwichtige Rolle unter den Speisen. Milch wurde geringgeschätzt, und als Frühstück serviert hätte sie jedermann weggeschüttet. Am Abend hingegen gab es den Milchbrein oder zu Mittag wurde Milch für die Zubereitung von Tommerl oder Tegelbrein benötigt. Für die Käseproduktion war die Milchmenge im Vulkanland zu gering. Topfen kam als Zugabe in jeden Obststrudel, auf Brotflecken und in den Topfen- oder Weinbeerstrudel. Saure Milch lehnte die Landbevölkerung völlig ab.
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Eier sind seit undenklichen Zeiten eine wichtige Zugabe zur menschlichen Nahrung. Das durch den Verkauf der Eier erzielte Eiergeld ("Oageld") war das Handgeld der Bäuerin. Die Eierspeis war das Ehrenessen für einen Gast und das gekochte Ei bekamen Kranke und Leute, die weit zu gehen hatten. Spiegeleier wurden nicht gegessen. Hühner wurden früher fast durchwegs verkauft und erst nach dem Ersten und ab dem Zweiten Weltkrieg wurden die Hennen von den Bauern selbst am Sonntag gegessen. Gänse und Enten wurden vereinzelt für den Eigenbedarf verwendet. Auch die Tauben landeten im Topf. Fleisch war einst in der Bauernküche etwas seltenes. Rinder und Kälber wurden nie für den Eigenverbrauch geschlagen, mit Ausnahme einer Notschlachtung. Schafe gab es im Vulkanland fast nicht. Fleisch lieferte also nur das Schwein. Das bei der Schlachtung anfallende Blut wurde mit ein paar Löffeln Milch, ganz wenig Mehl, angerösteten Zwiebeln, Knoblauch und Salz verrührt und im Rohr gebacken. In Riegersburg hieß der Bluttommerl "Blutater".
Gewöhnliche Breinwürste enthielten kein Fleisch, sondern Greiß aus Pfennich, Hirsch, Hoadn oder Gerste. Dieser wurde gewürzt und mit feingeschabten Innereien (Lunge und Milz) vermischt und so in den Schweinedarm gefüllt. Nur ausnahmsweise kam etwas Schädelfleisch in die Breinwürste, die man "Knoppelwurst" nannte. Nordöstlich des Rittscheintales gab es die Erdäpfelwürste und in der mittleren Oststeiermark "Hoadane Würst". Die Presswurst wurde mit Schwartln und Magen gefüllt. Das gute Fleisch wurde geselcht und der Speck zu Fett ausgelassen. Für den Selchvorgang blieben die Schinken ganz, die anderen Teile wurden zerteilt. Gebeizt wurde das Fleisch nur trocken mit Salz, allenfalls mit Pfeffer, zerkleinerten Kranawettbeeren und in späterer Zeit mit Knoblauch oder Weinbeeren eingerieben. So blieb es im Sommer drei und im Winter etwa acht Tage haltbar. Geselcht wurde in der Rauchküche mit kaltem Rauch, also in einem teerfreien Rauch.
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