Unsere Waldlebensräume
Gegliedert nach den Höhenstufen des Geländes und
der Himmelsausrichtung, sowie den verschiedenen klimageographischen und
geologischen Standortsfaktoren, kann man bei uns einige
Waldlebensräume, die im Endeffekt aber miteinander verzahnt sind,
unterscheiden: In den Ebenen der Täler entlang der Flüsse, aber auch in
den engeren Talgebieten der Gräben des Riedellandes finden wir, vom
Großklima unabhängige Sonderstandort - die Auwälder. Diese sind heute
die gefährdetsten Waldtypen im Alpenvorland. Wir unterscheiden dabie
zwischen Weicher Aue und Harter Aue.
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Die Weiche Aue
Die Weiche Aue trägt einen Weidenbestand aus
Silberweiden, Purpurweiden und Bruchweiden. Zumeist tritt im Untergrund
das Rohrglanzgras als Begleiter der Weichen Aue auf. Diese Vegetation
ist durch die Dynamik des Fließgewässers stark beeinflusst. Als
die Flüsse noch in Mäandern langsam, aber mit großer gestalterischer
Kraft die Täler durchzogen, fand man die Weiche Aue an den Innenkurven
der Mäander, wo sie langsam aber sicher die abgelagerten Geschiebe,
Schotteroder Sandbänke, besiedelte. Es ist dies der Lebensraum der
Ringelnatter, der Würfelnatter, der eingewanderten Blaumeise, der
Sumpfmeise, der Prachtlibelle aber auch der Pflanzen, deren
Samenmaterial aus den Bergen angeschwemmt wurde, wie des Zweizahns. Es
ist aber auch ein Lebensraum für zahlreiche Neubürger unter den
Pflanzen und Tieren. Dazu gehören: das Drüsige Springkraut mit seinen
großen, roten, exotischen Blüten, der Zentralasiatische Baumknöterich,
die schöne, sonnenhutähnliche Rudbeckie, oder die Kanadische- und die
Riesen-Goldrute (Murfeigl). Diese Pflanzen verdrängen an manchen
Standorten die heimischen Unterwuchspflanzen völlig. Die schönste
Auelandschaft ist gleichzeitig auch die zweitgrößte ihrer Art in
Österreich und liegt an der Mur im Bezirk Radkersburg.
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Quellbereiche
Ähnlich der Weichen Aue, aber vom Standort her eher
in engen Tälern und Schluchten gelegen, tritt der Quellnahe Erlenbruch
oft eng verzahnt mit einem Eschen-Ahorn-Schluchtwald auf. Der Quellbach
mäandriert im Hügelland schon nach den ersten Metern seines Entstehens.
Überall blickt man auf eine von Moosen und Flechten überzogene
Sumpflandschaft, die vor allem im Frühjahr ihre Reize spielen lässt,
solange nicht das Blätterdach der Bäume dem
Unterwuchs das Licht nimmt. Dort gedeihen im Frühjahr die Pestwurz, die
Sumpfdotterblume, der Lärchensporn, das Buschwindröschen, der Aronstab,
die Einbeere, das Muschelblümchen, die Schlüsselblume, das
Moschuskraut, das Milzkraut und selten auch in den Grabenlandbereichen,
der Bärlauch, der in den Murauen sehr verbreitet ist. An diesen Stellen
findet man oft stickstoffliebende Arten, wie die Brennnessel oder den
Schwarzen Holunder. Es ist ein Paradies für Spechtarten und Kleiber,
denn Totholz gibt es hier meist genug. Die Bäume erreichen ein Alter
von durchschnittlich 40 Jahren, ehe sie wieder zusammenbrechen und von
zahlreichen Pilzarten in Humus zerlegt werden. Der Faulbaum ist ein
typischer Unterwuchsstrauch dieses Waldtyps. Schält man seine Rinde ab
oder bricht man seinen Zweig, so steigt einem ein übler Geruch in die
Nase. Der Quellsumpf gibt an lichten Stellen den Zwiebelpflanzen eine
Chance. Dann trifft man auch auf die Frühlingsknotenblume, den
Gelbstern, den Lärchensporn oder den Frühlingskrokus, der hier auch mit
einer illyrischen Sippe vorkommt. Die Walderbsen-Wicke zeigt den
Einfluss des kontinentalen Klimas auf diesen Waldtyp. Mit den
Standorten werden auch die Schmetterlingsarten immer seltener. Hierher
gehören der Große und der Kleine Schillerfalter, der Faulbaum-Bläuling,
der Große Eisvogel und als östliches Element der Östliche Trauerfalter.
Eines der größten Quellgebiete findet man in Trautmannsdorf.
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Schluchtwälder
Die oft angrenzenden Schluchtwälder sind meist von
Buchenwäldern mit Bergahorn begleitet. Auf den feuchten, beschatteten
Hangpartien wachsen Spreuschuppiger Wurmfarn, Weiße Zahnwurz,
Zwiebel-Zahnwurz und Schwalbenwurz-Enzian. Aufgrund der ständig hohen
Luftfeuchtigkeit spricht man von ozeanischen Standorten mit einem
ausgeglichenerem Klima als im Freiland. Selten trifft man sogar auf
Bartflechtengesellschaften, wie im Höflacher Teichgraben oder bei den
Kornberger Teichen.
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Quell- und Niedermoore
Gerade im Bereich der Quellen, aber meistens nur
noch in den Wäldern findet man noch kleine Reste anmooriger Stellen. In
den Wäldern sind sie im Frühjahr von der Sumpfsegge, einem Sauergras
besiedelt. Mit dem Gras zusammen treten die Sumpf-Dotterblume, das
Gewöhnliche Lungenkraut, das Hainveilchen und die Einbeere auf. In
Quellwiesen findet man hingegen die Wollgräser, die Akelei, das
Studentenröschen, Schachtelhalmgewächse und verschiedene Binsenarten.
Von diesen Standorten gibt es in beiden Bezirken nur noch sehr wenige.
Der Rundblättrige Sonnentau gilt als ausgestorben.
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Die Harte Aue
Abwechslungsreich bildet die Harte Aue eine der
reizvollsten Naturlandschaften aus. Zwischen den mit Stieleichen,
Flatterulmen, Traubenkirschen, Winterlinden und Silberpappeln dicht
bestockten Waldteilen finden sich selten noch Feuchtwiesen, Altarme und
echte Niedermoore oder Verlandungsmoore, deren Ränder mit Erlen und
Bruchweiden gesäumt sind. Auch hier zählt der Frühlingsaspekt zu den
schönsten Ausprägungen im Jahr. Neben all den Arten aus den
Quellmoorbereichen findet man noch stellenweise Wasserschwertlilien,
Rohrkolben, Wald-Gedenkemein, Goldnessel, Schneeglöckchen, Gelbe
Taglilie und viele andere Pflanzenarten. Wie
an allen wassernahen Standorten gibt es hier eine Fülle an Leben.
Schwanzmeise, Graureiher, Kleinspecht, Mittelspecht, Kleiber brüten im
Auwald. Der Auwald-Apollofalter ist eng mit dem Lärchenspornvorkommen
verbunden. Er lebt nur hier und ist in der Steiermark vom Aussterben
bedroht. Durch die hohen Amphibien-, Vogel- und Mausbestände sind auch
genügend Greifvogelarten vorhanden. Manche jagen nur nachts. Dazu
gehören Waldkauz und Waldohreule. Die Rötelmaus ist ein typischer
Auwaldbewohner. In den Baumkronen balzen und jagen die Königslibellen.
Wieder ist hier der Mur-Auwald als bedeutendstes steirisches
Auwaldgebiet zu nennen. Reste von Auwäldern findet man noch im Raabtal
und im Gleichenberger Tal. Die letzten Talauwälder rund um Straden
beherbergen in Spechthöhlen die seltenen Blauracken. Diese bilden die
letzten Brutvorkommen in Mitteleuropa. In den 90ern ausgestorben ist
der Rötelfalke, der in den Mur-Auwäldern sein letztes Brutvorkommen in
Österreich hatte. Gefährdet sind auch die Hohltauben, die ebenso wie
die Blauracken auf alte Bäume mit Spechthöhlen angewiesen sind. Keine
gute Untersuchung gibt es zu den wahrscheinlich 17 im Gebiet
vorkommenden Fledermausarten, die ebenso oft in alten Bäumen ihren
Nachwuchs aufziehen. Bei all diesen Tieren ist die halboffene,
kleinstrukturierte Kulturlandschaft wesentlich für das Überleben.
Wieder häufiger sind Graureiher, Kormoran (als Wintergast) und
Fischotter, nachdem sie in der Steiermark schon für ausgestorben
gehalten wurden. Auch vom Biber gibt es in den angrenzenden Regionen
wieder Lebenszeichen.
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Hangwälder
An die feuchten Schlucht-, Quell- und Auwälder
schließen im Hangbereich je nach Ausrichtung Hartholzwälder an. An Ost-
und Westhängen über tiefgründigeren Böden finden wir häufig den
Eichen-Hainbuchen-Mischwald, an Nordhängen und in bergähnlichen Lagen,
über flachgründigen, feuchteren, kalkreichen oder basischen Gesteinen
übernimmt der Buchenwald die Herrschaft. Dieser ist auch auf den oberen
Hangabschnitten der Vulkanberge anzutreffen.
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Wärmeliebender Eichen-Hainbuchen-Mischwald
Der Eichen-Hainbuchenwald dringt oft bis in die
Täler vor. Er ist in seiner typischen, illyrischen (Balkan) Ausprägung
von wärmeliebenden Elementen begleitet. Dazu gehören Erd-Primel,
Heckennieswurz, Liguster, Pfaffenhütchen, Geißblatt, Schleedorn,
Weißdorn, Elsbeere und stellenweise auch die Edelkastanie, die an der
Wasserscheide zwischen Raab und Mur am häufigsten zu sehen ist. Ein
sehr verbreiteter Vertreter dieser lichtreichen Waldgesellschaft ist
der Efeu, der die Bäume als Kletterhilfe nutzt, um zum Licht zu
gelangen. Die Hangwälder stehen oft auch über mageren trockenen Böden.
Nach Rodung und Urbarmachung übernahmen Halbtrocken-
und Trockenrasen die Nachfolge. Doch auch hier zeigt sich der Einfluss
von pannonischen und submediterranen oder illyrischen Klimaelementen.
Wieder kann man nicht eindeutig trennen, denn die Verzahnungen sind oft
mosaikartig und hängen von der Tiefgründigkeit des Bodens ab. Im
Eichen-Hainbuchenwald leben über 40 Waldbrutvogelarten. Zu den
besonderen zählen der Wespenbussard, der Baumfalke, die Singdrossel und
der Pirol, der auch in den Auwäldern lebt. Baummarder und Eichhörnchen
kommen hier ebenso vor. Der Hirschkäfer, die Ödlandschrecke oder die
Italienische Schönschrecke finden an den Waldrändern mit altem
Baumbestand und offener Vegetation gute Lebensräume. Aurorafalter ist
einer der häufigsten Waldschmetterlinge. Daneben sind Kaisermantel,
Russischer Bär, Waldbrettspiel, Schornsteinfeger, Großer Waldportier
und Kleiner Waldportier häufig anzutreffen. Die schlechte
Wasserversorgung dieser Gebiete ist nicht nur auf den fehlenden
Niederschlag zurückzuführen, sondern vor allem auch auf die
Quellfassungen und harten Verbauungen der Waldwege. Stimmt die
Wasserversorgung so gibt der Eiche-Hainbuchenwald seine Fülle an
Pilzarten preis. Zahlreiche Röhrlings- und Täublingsarten sind nur die
Spitze dieses Artenreichtums. Ein über Pflanzmaterial aus dem Süden
eingeschleppter Pilz ist der Ölbaumpilz, der in der Gegend um Straden
schon des öfteren angefunden wurde.
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Der Berg-Buchenwald
Der Buchenwald ist Zeichen des montanen Einflusses
auf das Gebiet. Er ist oft Teil des Eichen- Hainbuchenwaldes und
schließt mit seiner Kronenform das Licht schon im Frühsommer für den
Boden aus. Daher sind wiederum die Frühlingspflanzen die einzigen, die
noch Kraft aus der Sonne schöpfen können. Dazu gehört
die sonst seltene Hundszahnlilie, oder das im Herbst blühende
Alpenveilchen oder Zyklamen. Daneben blüht oft in großen Teppichen das
Immergrün oder der Waldmeister. Eine typische Buchenwaldpflanze ist der
gelbe Klebrige Salbei. Im Sommer gedeihen chlorophyllose Pflanzen wie
der Buchenspargel oder die Nestwurz, eine Waldorchidee. Die
Buchenwälder sind zwar artenarm, schaffen jedoch neben den Auwäldern
die höchsten Sauerstoffproduktionsraten. Die Samen der Buche, die
Buchecker sind bei den meisten Waldvögeln sehr begehrt. Der Buchfink,
der häufigste Brutvogel Europas, ist wohl der beste Vertreter dieses
Lebensraumes. Oft fehlen aufgrund der Waldwirtschaft in diesem
Lebensraum die Totgehölze, in denen Spechte und Kleiber leben. Der
größte heimische Specht ist der Schwarzspecht. Er schafft es, sogar in
diese harten Hölzer seine Nisthöhle zu bauen. Ein typischer Pilz auf
morschen Buchenstrünken ist der Buchenschleim- Rübling, ein leuchtend
weißer, schleimiger Hutpilz, der oft in Hundertschaften aus den
Strünken wächst. Die Buchen bilden das wertvollste Brennholz und wurden
daher in der Vergangenheit gefördert. An den Hügelkuppen stehen sie mit
dem Eichen-Hainbuchenwald in enger Verbindung.
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Stieleichen-Rotföhrenwälder, Zerreiche und Flaumeichenbestand
Nur über sandigen oder schotterigen Böden und an
den Hügelkuppen und Südhängen findet man sie. Man darf diese Standorte
als die trockensten und flachgründigsten klassifizieren. Das Wachstum
geht sehr langsam vor sich. Die wirtschaftliche Bedeutung ist nicht
sehr hoch. Diese Standorte zählten einst zu den Spenderzellen der
heutigen Wiesen. Zahlreiche Grasarten aber auch seltene Orchideen kann
man dort finden. Ohne Symbiosepize findet oft jahrzehntelang kein
Baumwachstum statt. In den südlicheren Teilen des Bezirkes Radkersburg
mischen sich sogar Schwarzkiefern in die Bestände, während im Fehringer
Raum bis Kapfenstein und Pertlstein
die Zerreiche Einzug hält. Diese wiederum gehört zu den illyrischen
Laubwäldern und damit zu Südost-Europa. Nur wenige Straucharten können
auf diesen Standorten noch mithalten. Dazu gehört der Liguster, der
Blutrote Hartriegel, das Pfaffenhütchen, das Geißblatt und die
Feldulme. Ein orchideenreicher Standort befindet sich am Rudorfkogel
bei Bad Gleichenberg. Auch die Südhänge der Gleichenberger Kogeln
bieten ähnliche Verhältnisse. Der botanisch bekannteste Ort ist jedoch
die Basaltblockhalde hinter der Klöcher Kirche, der wohl wärmste
Standort Österreichs. Dies ist einer der wenigen Orte Österreichs, an
dem die Schmerzwurz wächst, eine Ozeanische Pflanze, zusammen mit
vielen wärmeliebenden Arten. Seltene Sichelschrecken, wie der
Warzenbeißer, die Graue Beißschrecke, die Italienische Schönschrecke
oder die Alpen-Strauchschrecke bilden dort eine wärmeliebende
Insektengesellschaft aus. Bewacht wird dieser Standort von beißwütigen
kleinen Mücken, den Kribbelmücken oder Gnietzen. Während der letzten
Wärmezeit Mitte des 19. Jahrhunderts sollen sogar Malariafälle in
dieser Gegend vorgekommen sein. Genauer untersucht wurde auch der
Zinsberg im Fehringer Hinterland zwischen Petersdorf und Gutendorf.
Dort fand man in den letzten drei Jahren über 1000 Schmetterlingsarten
auf engstem Raum. Eine kleine Besonderheit bildet ein Flaumeichen-
Bestand auf dem Königsberg bei Klöch. Wärmeliebend ist auch der
Dirndlstrauch, allerdings auf feuchterem Untergrund. Seine gelben
Blütenstände sind schon im März zu beobachten.
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Hecken
Ein Überbleibsel ehemaliger Waldungen sind Hecken.
Je nach Standort haben sie eine ähnliche Ausprägung wie die Wälder oder
noch eher die Waldränder. Waldrand und Heckenpflanzen sind neben den
feuchtigkeitsliebenden Pflanzen die artenreichsten im Gebiet. Fast jede
Böschung zeigte ehemals einen Heckenbewuchs. Sogar die
Grundstücksgrenzen wurden mit Hecken befestigt. Als Schattenspender für
die Menschen und die Arbeitstiere haben sie einst hergehalten. Das Holz
wurde vielfach genutzt. Auch das Laub und die Äste wurden einer
Verwertung zugeführt. Hecken wirken sich sehr positiv auf die
Grundwassersituation aus. Sie filtern und ziehen das Wasser in die
Höhen. Davon profitieren die Kulturen noch in hundert Meter Entfernung.
Ist der Totholzanteil hoch, gibt es auch massenhaft Nützlinge für die
Landwirtschaft. Durch den maschinellen Einsatz
werden sie aber von der Landwirtschaft als Hindernis empfunden und so
verschwinden immer mehr Hecken aus unser Landschaft. Schließlich ist
auch der Grundwasserschwund eine Folge davon. Je nach Feuchtigkeit
findet man Auwald- bis Trockenrasenpflanzen. Studien des
Naturschutzbundes haben einen Artenreichtum nachgewiesen, wie er kaum
irgendwo anders auftreten kann. Das Geheimnis ist der Mittelweg
zwischen Natur- und Kulturlandschaftsraum. Viele Wildkräuter findet man
hier, wie das Goldstammerl, verschiedene Minzenarten, Arznei-Thymian,
Wilder Majoran, Echte Goldrute oder unsere schönen Glockenblumenarten
und viele Ehrenpreisarten. Oft ist die Hecke Rückzugsgebiet seltener
Pflanzen- und Tierarten. Der Neuntöter gilt als EU-weit gefährdet, das
Schwarzkehlchen als Bodenbrüter, die Goldammer, die Dorngrasmücke oder
der Gartenrotschwanz brüten gerne in den Hecken. Ihre Feinde sind die
Elster oder der Sperber. Auch der Turmfalke und die Blauracke sind in
Heckenlandschaften anzutreffen. Das Nebeneinander von Kräutern,
Sträuchern, und Bäumen, sowie einer oft hohen Bodenfeuchtigkeit bei
lichtoffener Lage kommt der Insektenentwicklung sehr entgegen. Auch die
Brennnessel hat hier ihre höchste Bedeutung als Nahrungspflanze für
etliche Schmetterlings- und Käferlarven. Der Admiral, der C-Falter, das
Tagpfauenauge und der Kleine Fuchs sind die häufigsten Schmetterlinge
der Brennnessel. Viele Ameisenarten bilden Symbiosen mit
Schmetterlingen und Käferlarven. Diese scheiden Sekrete aus, die von
den Ameisen gesammelt werden. Auch Bienen und Hummeln nutzen solche
Wirte. Spinnen und Laufkäfer jagen nach kleineren Insekten oder fangen
sie mit Netzen. Gottesanbeterin, Bronzekäfer oder Wespenspinne gehören
zu den auffälligsten und größten unter ihnen. Die Hecken bieten auch
Deckung für größere Tiere, wie das Rehwild oder einige Bodenbrüter, wie
den Fasan oder den Zaunkönig.
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Ufergalerien
Die heutigen Ufergalerien an den Flüssen und Bächen
gleichen oft den Hecken und sind aus dieser Sicht höchst wertvoll.
Dabei spielen die in das Gewässer hängenden Wurzeln eine große Rolle
für den Unterschlupf zahlreicher Tierarten, wie z.B. den Edelkrebs, die
Ringelnatter oder die Würfelnatter.
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Wiesengesellschaften
Durch Rodung und Beweidung urbar gemachte Wiesen
unterscheiden sich durch die Tiefgründigkeit des Bodens und der
Wasserversorgung voneinander.
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Feuchtwiesen
In den Tallagen waren einst als Weideland genutzte
Feuchtwiesen gelegen. Diese hat man durch Regulierung und Drainierung
in Fettwiesen und Ackerland umgewandelt. Die letzten Tal-Feuchtwiesen
findet man noch im Radkersburger Bezirk. Je nachdem wie oft die Wiesen
überstaut oder im Wurzelbereich vernässt sind, unterscheiden sie sich
voneinander. Die sogenannten sauren Wiesen weisen einen hohen Anteil an
Sauergräsern (Seggen und Binsen) auf. Als anmoorige Standorte speichern
sie enorm viel Wasser und Stickstoff
und geben das kaum an die Umgebung ab. Diese an Pflanzenarten kaum zu
übertreffenden Standorte geben heute den gefährdetsten Pflanzenarten
Zuflucht. Wohl ausgestorben sind der Lungenenzian, die Dachige
Siegwurz, die Gelbe Taglilie, die Sumpf-Stendelwurz und die
Prachtnelke. Bald soweit ist es bei der Grauen Distel, dem
Breitblättrigen Knabenkraut, dem Breitblättrigen Wollgras, dem
Schmalblättrigen Wollgras, der Borstigen Glockenblume, der Sibirischen
Schwertlilie, dem Sumpf-Abbiß, der Niedrigen Schwarzwurzel, der
Stern-Narzisse, dem Erdbeer- Klee und vielen anderen Arten. Die
wertvolleren Fettwiesen zeigen oft einen Rotaspekt mit der
Kuckuckslichtnelke, einen Gelb-Aspekt mit dem Spreizenden Greiskraut im
Frühjahr oder dem Sumpf-Löwenzahn im Hochsommer oder einen
Violett-Aspekt mit der Wiesen-Flockenblume. Einige restliche
Feuchtwiesen erkennt man am Auftreten der Bach-Kratzdistel, die einen
farbenfrohen leuchtend roten Aspekt liefert.
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Wechselfeuchte Tal- und Hangwiesen
Die im Volksmund als Knopfblume bezeichnete Wiesen-Witwenblume
oder ihre Verwandte die Balkan-Witwenblume findet sich in ausgemagerten
Formen der Tal- und Hangwiesen wieder. Die Charakterart wechselfeuchter
Wiesen ist aber bei uns der Heilziest mit seinen lang blühenden
rötlichen Blütenständen. Die wichtigsten Gräser der Feuchtwiesen sind
neben den Sauergräsern der Glatthafer, das Knaulgras, das Rotstraußgras
und der Wiesen-Fuchsschwanz. Nur an mageren Stellen wächst die Hohe
Trespe und ein seltenes Gras wie der Knick-Fuchsschwanz. Die
toniglehmigen Böden werden oft erst in den Hügelkuppen von sandigem
Material abgelöst. Nur im Murtal ist eine Schotterauflage gegeben. Dort
trocknen die Böden auch sehr rasch aus, während sie im Raabtal und den
meisten Hügellandgräben meist schwer und wasserundurchlässig vorliegen.
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Versteppung
Die Versteppung unserer Landschaft hat durch die
Ausräumung um sich gegriffen. Ein wichtiger Hinweis darauf ist die
Ausbreitung des Furchenschwingels. Dieses pannonische Gras ist ein
unmähbarer Filz und macht die Wirtschaftswiesen wertlos.
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Lebende Wiesen
In den Talwiesen und den Grenzen zu den
Ackerflächen leben einige Grillen- und Heuschreckenarten. Eine "gute
Wiese" hört man schon von weitem. Das sind auch die Jagdreviere unserer
Ansitzjäger, der Blauracke, des Neuntöters, des Turmfalken und vieler
anderen. Das kleinstrukturierte Nebeneinander von Wiesen- und
Ackerflächen fördert zudem die Individuendichte der Insekten und damit
der gesamten Nahrungspyramide. Treffen
hohe Grundwasserspiegel und trockene Räume aufeinander, so bildet das
die Vorraussetzung für die Entwicklung der meisten Wieseninsekten. Die
Larvenstadien entwickeln sich zumeist in den feuchteren Gebieten. Das
reife Tier lebt jedoch im trockenen, überständigem Gras oder in wenig
beanspruchten Böden. Die Eiablage erfolgt wieder in den Feuchtzonen. In
modernen Naturschutzmaßnahmen wird darauf Rücksicht genommen und
Mähtermine gestaffelt festgelegt. Bodenschonende Bewirtschaftung durch
leichtes Arbeitsgerät verhindert eine weitere Beeinträchtigung des
Lebensraumes Wiese. Zeigerarten der Bewirtschaftungsintensität sind
Wiesenpilze der Gattungen Saftlinge und Ellerlinge. Aber auch der
Parasol oder der große Hasenstäubling weisen auf naturgerechte
Bewirtschaftung der Wiese ohne Düngeeinsatz hin, während der
Wiesenchampignon auf gedüngten Flächen vorkommt.
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Weiden
Vor 150 Jahren waren die Weiden noch typisch für
die Region. Erst in letzter Zeit wird die Beweidung von Wiesen wieder
modern. Dabei ist Weidezeitraum und Besatzdichte ausschlaggebend für
die Verbesserung oder Verschlechterung der Artenvielfalt. Wiederkäuer
standen immer in Symbiose mit dem Grünland und führten sogar zur
Ausbreitung von Wiesenpflanzen. Auf sauren Schafweiden mit Borstgras
kann man nur noch auf einer Wiese in Radkersburg bei Spitz die
Herbst-Drehähre finden.
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Halbtrocken- und Trockenrasen
In den Hügellagen gehen die Wiesen und Weiden in
flachgründigere Regionen. Je nach Wasserversorgung unterscheidet man
Halbtrocken- und Trockenrasen, wobei der Begriff Trockenrasen eher auf
felsige Bereiche zutrifft, wie sie im Basaltgebiet gegeben sind. Die
Halbtrockenrasen werden oft gedüngt und zeigen dann Goldhafer- und
sogar Glatthaferbestände. In ungedüngten Wiesen wachsen die seltenen
Erdorchideen, wie das Kleine Knabenkraut, das Dreizipfelige Knabenkraut
und ganz selten das Helm-Knabenkraut und die Spinnen-Ragwurz. Im Grunde
finden wir zwei Halbtrockenrasentypen im Gebiet vor. Der submediterrane
Typ auf tiefgründigerem Boden mit der Hohen Trespe als Kennart
ehemaliger Eichen-Hainbuchenwälder
und der pannonische Typ mit dem Furchenschwingel (wird
fälschlicherweise auch als Borstgras bezeichnet) als Kennart ehemaliger
Föhrenbestände. Diese beiden unterscheiden sich vom Erscheinungsbild
grundlegend. Im submediterranen Typ sind der Sichelklee, die Gelbe
Sommerwurz und der Hopfenklee recht häufig. Der pannonische Typ zeigt
einen schütteren Bewuchs mit der Gelben Skabiose, der Pannonischen
Flockenblume, dem Bergklee, der Ungarischen Kratzdistel, dem Kleine
Wiesenknopf und oft halbruderaler Pflanzen wie dem gelben Pastinak. Der
Arznei-Thymian und der Oregano neben dem Ungarischem und dem Kleinen
Habichtskraut, welche mit ihren Blattrosetten den Boden bedecken,
finden sich oft in Reinbeständen. Auf ehemaligen Brandwiesen findet man
die Fieder-Zwenke, ein hohes, steifes Gras mit langen Ährchen, das vom
Vieh nicht gefressen wird. Stehen diese Wiesen länger, bis in den
Herbst, kommt die Echte Goldrute und der Dornige Hauhechel durch. Bei
Verbrachung treten Essig-Rose, Weißdorn, Wacholder, Waldrebe und
Liguster auf. Beide Wiesentypen beinhalten Unmengen von Insekten,
darunter etliche Solitärbienenarten, Erdhummeln, Grillen und
Heuschreckenarten. In diesem Lebensraum jagen Zauneidechsen, Äskulap
und Schlingnatter nach Nahrung. Als Schmetterlingswiesen wurden und
werden sie vom Land gefördert. Doch mangels der Nutzungsfähigkeit
werden die artenreichsten unter ihnen immer seltener. Halbtrockenrasen
finden wir im gesamten Vulkanland in den Hügelstufen, an Wegböschungen,
oft auch an Straßenrändern. Dort sind sie besonders gefährdet. Durch
das Mulchen werden diese Bestände immer vor ihrer Blütenreife
geschnitten. Das Mulchmaterial bleibt liegen und überdüngt die Wiese.
Rasch wüchsige Gräser verdrängen die artenreiche Blumenwiese. Die Folge
ist nicht nur der Verlust dieser Lebensräume, sondern auch der
vermehrte Einsatz des Mulchgerätes bis zu fünfmal jährlich. Die
Trockenrasen sind mit den Kiefernwäldern und den Traubeneichenbeständen
vergesellschaftet. Zumeist findet man sie auf den Basalthängen der
Vulkane. Lückige Steinrasen mit Berglauch, Kartäusernelke, Pechnelke,
Purpur-Fetthenne, Filzkraut und Österreichischer Königskerze auf den
heißesten Flecken mit an die 50° C im Sommer sind typisch. In den
Steinbrüchen wird der Sandlaufkäfer von Mauereidechse und
Smaragdeidechse und diese wiederum vom Uhu gejagt, wobei dieser fettere
Beute, wie einen Igel, bevorzugt.
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Felstrockenrasen
Die Felsen selbst sind von unterschiedlicher
Konsistenz. Je nach Alter und Entstehungsart erscheinen sie porös oder
hart. Je härter der Fels, desto länger haltern sich Pionierarten unter
den Flechten und Moosen. 120 Flechtenarten, darunter 2, die erstmals
von der Riegersburg und vom Gleichenberger Kogel für die Weltliteratur
beschrieben wurden und mehrere, die in Österreich nur hier zu finden
sind, wachsen auf dem Basalt. Im Abendlicht erscheint der Riegersburger
Felsen in einem rotorangen Ton, den er von einer Blattflechte hat.
Xanthoria elegans ist der schwungvolle, lateinische Name dieser Art,
die in den Hochgebirgen blutrot erscheint und hier ein leuchtendes
Orange zeigt. Die trockensten Stellen des Kapfensteiner Kogels werden
von Felsmoosen
wie Brachythecium populeum, Eurynchium hians oder Anomodon viticulosus
(alles Laubmoose) besiedelt. Hier finden sich aber auch sehr
interessante Moosarten wie Amphidium mougeottii, Schistidium
lancifolium oder Fissidens pusillus. Der Kapfensteiner Kogel ist neben
der Riegersburg ein botanisches Kleinod und vor allem durch das
Zerreichen-Vorkommen und den Geißblatt-Unterwuchs gekennzeichnet. Moose
und Flechten schaffen den Untergrund für höher entwickelte Pflanzen. An
tiefgründigeren Stellen findet man Farne wie den Braunstieligen- und
den Schwarzstieligen Streifenfarn oder z.B. am Gleichenberger Kogel den
Nordischen Streifenfarn. Erstmals konnte auch der Lanzett-Streifenfarn
für Österreich auf dem Stradnerkogel nachgewiesen werden. Auf
feuchteren Felsstellen sind Massen vom Tüpfelfarn zu beobachten.
Während Flechten und Moose dem Substrat nur aufliegen und Humus
ansammeln, können höhere Pflanzen darauf Fuß fassen und den Fels mit
ihren Wurzeln aufsprengen und tragen so zur Erosion bei.
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Streuobst
Eine Nutzung mit weiter Verbreitung ist das
Streuobst. Im Gebiet wurden über 70 Sorten von Apfelbäumen registriert.
Die häufigsten sind Bonapfel, Mahschanzger, Ilzer Weinler, die für die
Most- und Apfelsafterzeugung ausgezeichnet
geeignet sind. Daneben gibt es seltenere Sorten, wie den Lavanttaler
Bananenapfel, den Champagner Apfel, den Klachlapfel, den Boskop, den
Bella Fleur, den Honigapfel, den Eisapfel, den Österreicher Apfel, den
Frauenapfel und viele weitere. Streuobstbestände zeichnen sich durch
ein Nebeneinander von Mähwiese und höhlenreichen, alten, meist
hochstämmigen Obstbäumen aus. Sie liegen verstreut in der Landschaft,
daher der Name. Für Insektenreichtum ist immer gesorgt, denn die
Obstbäume liefern zuckerreiches Material. Wichtige Vogelarten sind der
Wiedehopf, der Buntspecht, der Wendehals, das Gartenrotschwänzchen, das
Hausrotschwänzchen, die Amsel und die Haussperlinge.
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Siedlungen
In Siedlungsnähe sind Rauch- und Mehlschwalben
recht häufig anzutreffen. Die Rauchschwalben brüten in den Stallungen,
während die Mehlschwalben außen am Gebäude ihre Nester bauen. Sie
brauchen dazu frisches lehmiges Material, das sie zumeist einem
feuchten Graben entnehmen. Dieses wird mit strohigem Pflanzenmaterial,
ähnliche dem Holzlehmbau, zu einer Masse geformt und wie Mörtel in die
Nestwand eingefügt. In
guten Jahren kommt es zu zwei Bruten, ehe die Schwalben Ende August
abziehen. In größeren Siedlungen sind Mauersegler beheimatet. Ihnen
reicht ein Dachvorsprung oder Mauerrisse um zu brüten. Auch die Große
Mausohrfledermaus sommert in den Dachstühlen größerer Gebäude. Der
Dachstuhl muss eine ausgewogene Temperaturverteilung aufweisen und
genügend Platz für die Flugschule der jungen Fledermäuse bieten. In der
Feldbacher Gendarmeriesiedlung leben jedes Jahr ca. 600 Weibchen und
Junge. Der angehäufte Kot eignet sich als hervorragender Zusatz zum
Gartendünger und wird alljährlich vom Naturschutzbund aus dem Dachstuhl
geerntet. In beiden Bezirken sind 26 Brutnester der Weißstörche
vorhanden, wobei nur 7 im Bezirk Feldbach liegen. Neben den
Weißstörchen brüten einige Schwarzstörche in unseren Wäldern auf alten
Kiefern oder Eichen. Diese sind schwer zu erfassen und daher auch
schwer zu schützen. Der Schwarzstorch ist im Gegensatz zum Weißstorch
sehr scheu. Beide ernähren sich überwiegend von Mäusen, Schlangen und
Amphibien. Aber auch größere Insekten werden nicht verschmäht.
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