Während der letzten Jahre wurde eine Untersuchungsoffensive über unsere
sehr reichhaltige Kulturlandschaft in den Bezirken Feldbach und
Radkersburg gestartet. So wurde das Naturraumpotential der Kleinregion
Straden stellvertretend
für das Hügelland von über 20 Wissenschaftern aus der Steiermark und
Ungarn untersucht. Seit 1998 werden Amphibienzählungen an 20
Wanderstrecken in beiden Bezirken durchgeführt. Ebenso wird seit 1998
der Schmetterlingsbestand auf dem Zinsberg bei Fehring untersucht.
Daneben werden seit Jahrzehnten die Populationen der Blauracken und der
Weisstörche beobachtet. 1997 wurde der Steirische Brutvogelatlas
herausgegeben. Einige Insektenuntersuchungen wurden in der Klausen bei
Bad Gleichenberg durchgeführt. Eine Flechtenkartierung aus den Jahren
1991 bis 1995 wurde für beide Bezirke im Jahr 2000 publiziert. In
langjähriger Kleinarbeit wurde die Verbreitung von seltenen Pflanzen
dokumentiert. Eine Arbeit über die Wiesen und Weiden der Süd-, Ost- und
Weststeiermark in den Jahren 1988 bis 1995 rundet die Untersuchungen ab.
Klimaveränderungen
Durch die Abschirmung des Alpenbogens kommen die Hoch- und Tiefdruckgebiete Europas in sehr unregelmäßigen
Zeitspannen auf uns zu. Durch die Erderwärmung der letzten beiden
Jahrzehnte und die dadurch verursachten Wetterveränderungen sind die
Niederschläge in den letzten beiden Jahrzehnten um bis zu 200 mm
gesunken. Die Verschiebung des Klimas wurde jedoch schon öfters im
vergangenem Jahrhundert beobachtet und so ist es nicht auszuschließen,
dass wieder feuchtere Zeiten auf uns zukommen könnten. Die
Durchschnittsniederschläge liegen um die 700 - 800 mm. Das Klima ist im
Sommer sehr warm (max. 35°C) bis schwül, im Winter vom Osten her
(kontinental) beeinflusst, eher kalt (min. - 20°C), und trocken.
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Faunenverschiebungen
Während es in der Landwirtschaft immer häufiger zu Wassernöten und Ernteausfällen kommt, ist in der Natur ein
Vorrücken von illyrischen und pannonischen Elementen in der Tierwelt zu
beobachten. Gute Beispiele hiefür sind die Gottesanbeterin oder die
große, schwarz-gelb-gestreifte Wespenspinne. Die Verbesserung in der
Storchenpopulation der Südoststeiermark generell lässt sich leider nur
im Bezirk Radkersburg feststellen, der noch bessere Strukturen
aufweist. Weitere Klima- und Kulturfolger sind Kiebitz, Saatkrähe und
Aaskrähe, denen ausgeräumte Talgebiete entgegenkommen.
Nutzungsänderungen
Durch Intensivierung wurden in den letzten zwei
Jahrzehnten fast die Hälfte des Grünlandes entweder in Ackerkultur oder
in Wald umgewandelt. Die Streuobstbestände verringerten sich um über
500 ha. Untersuchungen
in den 70ern und heute zeigen, dass allein im Grünlandbereich über 30
Pflanzenarten ausgestorben sind. Ein wesentlicher Faktor ist der
Rückgang in der Rinderwirtschaft bei den sogenannten Keuschlern, den
kleinen landwirtschaftlichen Betrieben, die dieses Kulturland geformt
haben. Vor allem waren die Drainierungen der landwirtschaftlichen
Flächen in den Tal- und Unterhanggebieten schuld am Rückgang der
Feuchtlebensräume und damit auch aller Arten, die dort lebten. Der
Amphibienbestand ist um 90 % zurückgegangen. Regulierungen an Flüssen
und Bächen haben, neben der Verschüttung von über 100 Altarmen an der
Raab, mindesten 7 Fischarten und der gesamten Unterwasserpflanzenwelt
der Fließgewässer den Garaus gemacht. Nur in wenigen Teichanlagen haben
einige dieser besonderen Pflanzen überlebt. Das Vorkommen der Weißen
Seerose in den Kirchberger Waldteichen oder der Wassernuss im Saazer
Teich sind heute steirische Besonderheiten. Das nächste Problemfeld
ergibt sich aus der Zersiedelung der Landschaft. Das zweitdichteste
Verkehrsnetz nach Graz beschert unserer Tierwelt einschneidende
Verluste. Bei den jährlichen Ergebnissen der Bezirksjagd sind 25 %
aller erlegten Rehe, Fasane und Hasen Opfer des Verkehrs. Der
Schaden an der Natur zieht sich weiter über Igel, Vögel, Eichkätzchen
und vor allem Amphibien, deren Langsamkeit sich noch mehr auf die
Sterblichkeitsrate auswirkt. Auf einer Wanderstrecke überleben nicht
einmal 15 % der wandernden Amphibien eine Überquerung der Straße bis
zur Geschlechtsreife nach 4 Jahren. Während für den Ausbau des
Verkehrsnetzwerkes alles unternommen wird, sind Durchlässe für die
Tierwelt zu teuer, obwohl bereits ausreichende Untersuchungen der
Kosten und Nutzen vorliegen. Eine, der wohl bald aussterbenden Arten,
ist die Knoblauchkröte, die nur noch bei den Kirchberger Teichen in
einer gerade noch funktionsfähigen Population auftritt. Durch die
Ostöffnung hat sich der Verkehr verdoppelt bis verdreifacht. Neue
Verkehrsflächen wurden auch für die Radwanderer im landwirtschaftlichen
Bereich geschaffen. Dafür wurden zumeist ökologisch wichtige
Rückzugsgebiete geopfert.
Naturraumpotential
Wir haben viel zu verlieren, denn wir haben trotz allem noch viel zu bieten. Über 1100 Pflanzenarten, 250 Moosarten,
350 Flechten und geschätzte 1500 Pilzarten, über 1500
Schmetterlingsarten, geschätzte 3000 Käferarten, 100 Brutvogelarten,
geschätzte 50 Säugetiere, 50 Libellenarten, 70 Heuschreckenarten, 400
Spinnenarten, 30 Fischarten, 13 Amphibienarten, 4 Schlangenarten, 3
Eidechsenarten und vieles mehr gilt es zu schützen. Alle diese Tiere
leben in Gemeinschaften, in Lebensräumen, die hier ausschließlich vom
Menschen bewirtschaftet werden. Daher trägt der Mensch auch die volle
Verantwortung über diese Lebensräume und muss sie erhalten, als eine
heilige Pflicht. Denn zum Schluss ist es auch der Lebensraum von
Menschen.
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