Der persönliche Bezug zwischen Bauer und Tier, oftmals geprägt von der schweren Arbeit ging mit dem Einzug der Technik in der Landwirtschaft verloren. Unglück für den Bauern war einst, "wenn die Kuh verreckt" ist, weniger Unglück war im Haus "wenn die Bäuerin verstarb", denn "Kuah verrecken duat den Bauern schrecken". Für die Arbeit mit den Tieren und den sprachlichen Umgang mit diesen entwickelte der Bauernstand ein eigenes Sprachvokabular, das sowohl der Bauer, natürlich auch alle anderen Personen auf dem Hof und selbstverständlich auch die Haustiere verstanden. Den Stier nennt der Bauer stolz "Sancho", "Fritz", "Blasl", "Peter" oder "Moritz" und die Kuh "Lutz", "Gretl" oder "Liesl". In den Fuhrwagen eingespannt wird die Kuh erst als "Kolmkuah", also nachdem sie ihr erstes Kalb geboren, besser gesagt gekälbert hat. Vor dem ersten Einspannen muss die Kuh ohne Wagen angelernt werden. Erstmals eingespannt wird sie dann als Nebenkuh, und somit kann sie von der schon älteren Handkuh lernen. Erkennt der Bauer, dass die Kuh "exn't" (G'extn) oder "stiert", so werden alle Vorbereitungen für die Besamung durch den Gemeindestier getroffen. Die stalleigene Stiernachzucht darf wegen Inzucht nicht "zuaglassen" werden. Befindet sich die Kuh in diesem Zustand, so sagt der Bauer, dass die Kuh "roast". Das "exn" wird als besonderes Hofereignis, wie die Geburt eines Kindes in den Mandlkalender eingetragen. Doch vorher überzeugt sich der Bauer noch, ob er tatsächlich Grund dafür hat, den Stier zu holen oder die Kuh zum Stier zu treiben. Er legt den Kuhschweif auf das Rükkgrat der Kuh und klopft mit der Handfläche auf den Schweif. Wenn die Kuh "g'exnt", wird sie "hohl" (kreuzhohl). Ein weiteres sicheres Zeichen für eine Kuh, die "g'exnt" ist, dass sie nichts frisst, die Augen weit heraustreibt und auf ein und denselben Platz starrt. "Jetzt weiß der Bauer mit Sicherheit, dass die Gretl den Max braucht". Doch nun wendet der schlaue Bauer einen kleinen Trick an, indem er beim ersten "exn" die Kuh nicht zum Stier lässt, sondern "ohexn" lässt. Und erst nach Tagen, beim zweiten "exn" kommt es zum großen Augenblick, der Gang zum Stier. Im Hof des Gemeindestieres in den Stierstand gespannt, wartet die Kuh auf die Befruchtung durch den Stier. Nach acht Tagen kommt der Bauer zur Sicherheit mit seiner Kuh noch einmal zum Nachsprung. Für die Besamung ist das Sprunggeld oder Stiergeld zu bezahlen. Ein neugeborenes Kalb wird mit Stroh trockengerieben, wodurch der Kreislauf des Neugeborenen in Schwung gebracht wird. Sobald es steht, kommt es in den "Kaiblstand", einen kleinen abgegrenzten Stallteil, in dem alle scharfkantigen Ecken mit Stroh oder Decken zum Schutz des Kalbes umwickelt werden. Nach der Geburt des ersten Kalbes nennt man die Kuh "Kolmkuah". Zuvor nennt man die Kuh nicht Kuh, sondern "Kolm". Sie ist also ein Mittelding zwischen aufgewachsenem Kalb und einer Kuh. Wenn die "Kolm" das erstemal "kölbert", haben die Bauern Angst, weil bei der Geburt des ersten Kalbes oft etwas schiefgehen kann. Das junge Rind ist das "Kaibl". Dabei unterscheidet man das weibliche Jungrind als "Kolmkaibl" oder "Kuahkaibl" vom männlichen, dem "Stierkaibl". Die Kaibl sind in einem eigenen Verschlag untergebracht. Als "Fetzl" wird liebevoll das Maul des Kalbes bezeichnet. Das Kalb stillt seinen Hunger, indem es bei den Kuh-Strichel (Euter) zum "einijätn" beginnt. |