Man muss jedoch der Mundart in gewissen Bereichen eine gewisse Derbheit zugestehen. Der Gebrauch dieser Vulgärsprache hängt jedoch immer von der sprechenden Person ab und findet auch in der Schriftsprache seine Träger.Die Sprache ist etwas Lebendiges und einer ständigen Entwicklung und Veränderung unterworfen. Im Dialekt ist nicht nur die Auswahl der Worte, sondern auch die Sprachmelodie ausschlaggebend. Das Aussterben der mundartlichen Bezeichnungen hängt jedoch auch mit den Veränderungen im täglichen Leben zusammen. Das Tier hat in der Landwirtschaft seine Arbeitsaufgabe verloren, was damit verbunden ist, dass auch die Sprache mit den Tieren verloren geht. Alle diese Kommandos, die ein Rind oder Ross zu bestimmten Handlungen veranlassten, werden heute nicht mehr gebraucht und geraten somit in Vergessenheit. Die Arbeit auf dem Feld, am Hof und im Wald hatte ihren eigenen speziellen Wortschatz verbunden mit der Bezeichnung der dabei verwendeten Arbeitsgeräte. Dazu kommt, dass Fernsehen, Radio und Kino das ehemals gepflegte Abendunterhaltungsprogramm in den Stuben, die Kunst des Erzählens von Sagen und Hausgeschichten verdrängt hat. Auch hier ging ein großer Bereich an Wortschatz verloren.
Eines muss als unbestritten zur Kenntnis genommen werden, dass die Mundart weit ausdrucksstärker als die Schriftsprache ist. Beim Schreiben der Mundartwörter stößt man unweigerlich auf Probleme, weil die Vokale, die Zwie- und Umlaute durch Nasalierung und durch Lautmischung eine Klangfarbe erhalten, wie sie in der Schriftsprache nicht zu finden ist. Schreibt man in Mundart, so ist es oft notwendig, dass dafür eine eigene Lautschrift Verwendung findet.
Bei unserem „MundART Online Wörterbuch Vulkanland“ wurden Personen aus den Gemeinden des Steirischen Vulkanlandes, das die Bezirke Feldbach, Radkersburg und Ränder der Bezirke Weiz und Fürstenfeld umfasst, nach ihrem Wissen um alte mundartliche Ausdrücke und Sprüche befragt. Dieser Wortschatz wurde von Mag. Barbara Gerstl (Internetagentur Gerstl) genau dokumentiert und mit Hörbeispielen unterlegt. Das Ergebnis wird in diesem online - Wörterbuch aus dem Vulkanland präsentiert und somit auch Menschen, die sich für das alte Sprachgut aus dem Vulkanland interessieren, zugängig gemacht.Ich hoffe, dass wir vielen Menschen mit diesem „MundART Wörterbuch Vulkanland“ nicht nur interessantes Wissen über die Mundart im Vulkanland, sondern auch Spaß bei der Beschäftigung mit der Sprache vermitteln können.
Prof. Johann Schleich
PROF. JOHANN SCHLEICH studiert schon seit vielen Jahren die Geologie, Geschichte und Volkskunde des Steirischen Vulkanlandes. Er kennt die Region, die Menschen, die hier leben und natürlich auch deren Sprache. Sein enormes Wissen hat er in bereits über 50 Büchern dokumentiert.